Vielfalt des Glaubens: 250 Jahre St. Joseph
Die katholische Kirchengemeinde St. Joseph feiert ihr 250-jähriges Bestehen.
Ronsdorf. Mit Heiligen verhält es sich gelegentlich so wie mit Ministern: Haben sie ihre Pflicht auf dem einen Posten erfüllt, können sie auch schon mal die Zuständigkeit wechseln. So geschah es mit Joseph von Nazareth, dem Vater Jesu, den Papst Pius XI. zum Patron der Anti-Kommunisten erklärte, auf dass Pius XII. ihn in "den Arbeiter" schlechthin verwandelte und folgerichtig seinen Gedenktag vom 19. März auf den 1. Mai verschob. Für die katholische Kirchengemeinde St. Joseph in Ronsdorf ergibt sich nun daraus der logische Eröffnungstermin für die Feierlichkeiten zum 250-jährigen Bestehen.
Ronsdorf, gemeinhin als eine Stadtgründung des Zioniten Elias Eller betrachtet, war in seinen Anfängen ein lockeres Siedlungsgebilde aus Einzelhöfen, deren Bewohner vorwiegend den reformierten und lutherischen Kreisen angehörten. Selbst 1760, im Gründungsjahr von St. Joseph, sind urkundlich nur sieben Katholiken bezeugt, die sich zunächst in einem einfachen Bethaus versammelten. Den Beschluss zur Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde hatte der Kurfürst am 11. September und eben nicht am 1. Mai gefasst.
Zulauf erlebte die Gemeinde erst, nachdem der katholische Amtsverwalter im späten 18. Jahrhundert seinen Sitz von Beyenburg nach Ronsdorf verlegte. 1824 war es an der Zeit, eine erste steinerne Kirche zu errichten.
Schon bei der Eröffnung des Neubaus von 1910 sprach Bürgermeister Staas von der "Gewissheit, dass das harmonische Verhältnis, das bisher unter den Bekennern der verschiedenen Konfessionen bestanden hat, auch noch fernerhin in derselben Weise bestehen wird".
Staas sollte Recht behalten: Harmonie innerhalb der Gemeinde wie auch zwischen den Konfessionen ist das, was der heutige Pfarrer Gerd Stratmann dem Stadtteil bescheinigt. Als er vor 22 Jahren nach Ronsdorf kam, sei er mit offenen Armen aufgenommen worden. Das große Miteinander und der Einsatz für soziale Belange zeichne St. Joseph nach wie vor aus. "Hier kann jeder in eigener Verantwortung das Christsein erleben, woraus sich eine große Vielfalt des Glaubens ergibt", sagt Stratmann.
Zugleich muss er zugestehen, dass auch diese Gemeinde wegen Überalterung und Wegzug zahlenmäßig schrumpft. Das OT, der beliebte Jugendtreff, sei ein allgemeines Angebot an den Nachwuchs, bringe jedoch keinen jugendlichen Zulauf. Dennoch mache er sich keine Sorgen um St. Joseph, sagt Stratmann, denn über inhaltliche Fragen rücke die nächste Generation gewiss beizeiten nach.