Zwischen Kunstblut und Rettern
Feuerwehrleute übten auf dem Gelände am Jägerhaus am Samstag den Ernstfall – unter realistischen Bedingungen.
Linde. Gekrümmt vor Schmerzen liegt ein junges Mädchen auf dem kalten Steinboden. Schnell eilen die Männer von der Freiwilligen Feuerwehr zur Hilfe und kümmern sich um die zitternde Verletzte. Erst wird das Mädchen in die stabile Seitenlage gelegt, dann der Blutdruck gemessen, dabei reden die Helfer ihr gut zu. Doch plötzlich verliert sie das Bewusstsein, das Mädchen muss jetzt reanimiert werden.
Diese dramatische Szene spielte sich am Samstag auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr am Jägerhaus 112 ab: Zum Glück aber nur eine Übung für die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner, die im Rahmen einer Fortbildung von Ersthelfern zu qualifizierten Sanitätern ausgebildet werden.
"Die Fortbildung ist aufgeteilt in acht Theorieabende und einen Praxistag", erklärt Hauptbrandmeister Norbert Funk, der den Übungstag leitet. "Die Teilnehmer sollen lernen, Notfälle richtig einzuschätzen und entsprechend zu reagieren." Insgesamt sind dazu sechs Stationen aufgebaut, an denen die in Dreiergruppen aufgeteilten Feuerwehrmänner den Umgang mit Verletzten trainieren. Die Verletzten-Darsteller sind blass geschminkt und spielen ihre Rollen glaubhaft, zudem wird mit reichlich Kunstblut gearbeitet. "Natürlich gibt es keine hundertprozentige Übereinstimmung mit wirklichen Notfällen, aber wir versuchen, die Situationen möglichst realitätsnah darzustellen", sagt Funk.
Besonders eindrucksvoll ist das an Station Vier gelungen, an der ein wimmerndes Mädchen mit einer schweren Verletzung liegt: Eine Eisenstange hat sich in ihre Taille gebohrt und eine klaffende Wunde hinterlassen.
Teilnehmer Patrick Schwarznau hat ähnliche Fälle schon im Einsatz erlebt. "Das Praxistraining ist ausgesprochen sinnvoll und lehrreich." Auch sein Kollege Tim Pissarrek hält Übungstage für wichtig, weil "man auf dem neuesten Stand bleibt."
"Wir haben bewusst möglichst alltägliche Fälle gewählt, die häufig vorkommen", erklärt Pressesprecher Andreas Steinhard.
Dazu gehörten beispielsweise ein Autounfall, bei dem sich das Opfer einen Unterschenkelbruch zugezogen hat oder ein schwerer Sturz im Treppenhaus. "Der Treppensturz ist ein ganz typischer Fall. Vor allem bei älteren Menschen kommt so etwas sehr häufig vor." Die Teilnehmer beweisen an diesem Samstag auf jeden Fall, dass sie als Ersthelfer vor Ort bestehen können, meistern ihre Aufgaben souverän.