Von Südafrika nach Vohwinkel
Mandy Sass hat ein Jahr in der Vohwinkel verbracht. Ihren ersten Löwen sah sie im Wuppertaler Zoo.
Vohwinkel. Sie wird Wuppertal in guter Erinnerung behalten. Mandy Sass aus Südafrika hat im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes knapp ein Jahr in der Evangelischen Gemeinde Vohwinkel verbracht. Ende März fliegt die 27-Jährige zurück nach Kapstadt. Die Zeit im Stadtteil war für sie eine prägende Erfahrung. Der Abschied wird ihr schwer fallen. „Es war einfach großartig hier“, schwärmt die junge Südafrikanerin, deren gute Laune schnell ansteckend wirkt. Mit ihrer quirligen Art und einer positiver Einstellung hat sie jede Menge Leben in die Gemeinde gebracht.
Auch in Kapstadt war Mandy Sass bereits kirchlich engagiert. Ihr Vater ist Reverend in der „Rhenisch Church“. Diese geht auf die Rheinische Mission mit Wurzeln in Barmen und Elberfeld zurück. Daher gibt es in Südafrika auch ein „Wupperthal“, das nur leicht anders geschrieben wird. „Dort wurde meine Mutter geboren“, berichtet Mandy Sass. Dass sie im Rahmen des von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) organisierten Austauschs ausgerechnet in der Bergischen Metropole eingesetzt wurde, war aber ein großer Zufall.
Die hauptberufliche Fotografin ist die erste Südafrikanerin der weit verzweigten Mission, die in Wuppertal arbeitet. „Die VEM hat beim letzten Kirchentag im Westen teilgenommen und war sehr beeindruckt von den vielen Aktivitäten hier“, berichtet Pfarrer Frank Beyer. Er ist der offizielle Betreuer der weit gereisten Freiwilligen. „Wir wurden dann angesprochen, ob wir uns die Teilnahme am Programm vorstellen können“, sagt Beyer. Dabei mussten eine Wohnung bereitgestellt und die Einsatzbereiche geklärt werden. Mandy Sass lebt in einer Gastfamilie. Die Finanzierung ihrer Stelle teilen sich VEM und Gemeinde. „Ich war natürlich sehr gespannt auf die Stadt“, erzählt Mandy Sass. Besonders beeindruckt habe sie das satte Grün der Natur. „Das gibt es bei uns so nicht“, sagt die 27-Jährige.
Auch dass im Frühling große Mengen von Tulpen ganz selbstverständlich zu günstigen Preisen angeboten werden, brachte Mandy Sass zum Staunen. „Die sind in meiner Heimat sehr teuer und werden nur zu ganz besonderen Anlässen gekauft.“
Überwältigt sei sie von der Freundlichkeit der Menschen in der Gemeinde gewesen. „Ich wurde sehr herzlich aufgenommen“, berichtet Sass. Trotzdem habe nach zwei Monaten schweres Heimweh bei ihr eingesetzt, das sie sogar an eine Rückreise denken ließ. „Ich habe mir dann aber einen Ruck gegeben und mir bewusst gemacht, was für eine einzigartige Gelegenheit der Aufenthalt für mich ist“, sagt die engagierte Südafrikanerin. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Sie bereitet Konfirmandentreffen und Kindergottesdienste vor, beteiligt sich bei den Angeboten der Gemeinde im Jugend- und Begegnungszentrum an der Waldkampfbahn und bringt sich als begeisterte Sängerin auch musikalisch ein.
Dabei gibt es natürlich viel Gelegenheit zum Austausch — wobei die ein oder andere falsche Vorstellung von ihrer Heimat ausgeräumt werden musste. „Ich wurde etwa gefragt, wann ich meinen ersten Löwen gesehen habe“, sagt Mandy Sass schmunzelnd. Dass dies vor einigen Wochen im Wuppertaler Zoo passierte, sorgte beim Gegenüber für einige Verblüffung. Doch Löwen seien in der Millionenmetropole Kapstadt eben ein eher seltener Anblick. Die nächste Gelegenheit zur Begegnung mit den Wildtieren gebe es im drei Stunden entfernten Kruger-Nationalpark, aber der Ausflug dorthin sei für viele Bewohner der Hauptstadt unerschwinglich.