Stadtwerke: RWE-Offensive gegen die Stadt
Neue Runde im Streit der WSW mit dem strategischen Partner: Der Essener Strom-Multi kritisiert die Stadt.
Wuppertal. Sacheinlagen im Wert von vielen Millionen Euro hätte RWE als strategischer Partner der WSW Anfang des Jahres einbringen müssen. Weil diese Leistungen ausblieben, habe sich RWE mehrfach von Stadt und Stadtwerken öffentlich quasi den Vorwurf des Vertragsbruchs anhören müssen (Die WZ berichtete). Diesen Prestigeverlust wollen die Essener nun nicht mehr unwidersprochen hinnehmen. Sie kontern jetzt, weisen die Vorwürfe zurück - und sehen den Schwarzen Peter keineswegs allein bei RWE.
Achim Südmeier, Vorstandsmitglied der RWE Rhein-Ruhr AG und Mitglied im WSW-Aufsichtsrat: "Dass die bergische Netzgesellschaft nicht zustande gekommen ist, war der erste schlimme Unfall." Für diese Kooperation der kommunalen Unternehmen bei der Organisation des Netzbetriebs hatte sich der frühere WSW-Chef Hermann Janning vehement eingesetzt, war an der Politik gescheitert - und kurz danach seinen Posten los.
Daran anknüpfend sind nach Ansicht von RWE viele Dinge passiert. So ist auch die Kooperation zwischen WSW und Stadtwerken Velbert in die massive Schieflage geraten. Genau auf den Erfolg dieser Zusammenarbeit achteten aber weitere potenzielle Partner wie Solingen, Remscheid und Radevormwald. Ergebnis: Die Partner sprechen untereinander miteinander, aber nicht mit den WSW, wie Südmeier behauptet.
Südmeier zufolge wollte RWE noch kitten, in einem ersten Schritt etwa 38 Millionen Euro in das geplante bergische Versorgungsunternehmen einbringen, später vielleicht sogar eigene Konzessionsgebiete hinzuführen, doch aus der Politik kam erneut ein Veto.
Gründe für das Scheitern? Nach Ansicht von RWE sind das Emotionen, Eitelkeiten, Befindlichkeiten der Kommunen, keinesfalls jedoch betriebswirtschaftliche Überlegungen. Dabei macht RWE kein Geheimnis daraus, selbst außerordentlich auf das Ergebnis zu achten.
Eines der bislang ungelösten Probleme: Wuppertal (gemeint ist die Politik) habe immer bei jeder denkbaren Konstruktion eine Mehrheit haben wollen, die bergischen Kooperationspartner hätten stets Bedenken gegen ein Wuppertaler Übergewicht gehabt.
Wirtschaft trifft Politik - aber verfolgen beide das gleiche Ziel? Ein schwieriger Weg, auf dem Wuppertal strauchelt. Das sind keine behutsamen Schritte mehr, sondern das Trampeln eines Elefanten im elektrischen Porzellanladen. Viel ist kaputt gegangen. Politisches Taktieren ist oft schädlich, wenn es um wirtschaftliche Notwendigkeiten geht. Ergebnis: Die Stadtwerke bleiben unter Druck, denn der Gewinn wird in absehbarer Zeit deutlich sinken.