Wuppertaler Geschichte Studentenunruhen in Wuppertal - Vom Muff unter den Talaren
Detlef Vonde über die Studentenunruhen 1967/68, die in Wuppertal friedlich verliefen.
Wuppertal. Es ist der 2. Juni 1967. Während einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien in Berlin wird der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Alfred Kurras erschossen. Beweg- und Hintergründe des offenbar gezielten Todesschusses wurden nie vollständig aufgeklärt. Der Tag markiert eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik. „Unter den Talaren - der Muff von 1000 Jahren.“ Während in deutschen Universitätsstädten solche oder ähnlich provokante Transparente von „rebellischen“ Studenten hochgehalten, dabei hochschulpolitische und nicht selten radikale politik- und gesellschaftsverändernde Forderungen laut wurden, blieb die sogenannte 68er-Zeit im Bergischen Land zunächst eher ruhig.
„1968“ - das gilt heute als das numerische Symbol für eine Zeit der kulturellen und politischen Brüche und Aufbrüche in der Geschichte der Bundesrepublik, die zunächst als Studentenunruhen, später als Studentenbewegung wahrgenommen wurde. In Wirklichkeit blieb dies alles aber nicht auf studentische Milieus begrenzt, sondern strahlte mit gewisser zeitlicher Verzögerung weithin in unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft aus.
Demonstrationen, sogenannte Teach-Ins oder Sit-Ins, waren nicht mehr nur Sache einer intellektuellen Avantgarde an den Universitäten in Berlin oder Frankfurt, sondern beliebte Aktions- und Protestformen einer zunehmend unangepassten jungen Generation im gesamten Land. Sie waren Ausdruck einer dynamischen Modernisierung der westdeutschen Gesellschaft und ihrer politischen Kultur.
Wenngleich weniger spektakulär, so war dieses Lebensgefühl bald auch in der „Provinz“ angekommen. Mangels Universitäten rekrutierte sich in Wuppertal zunächst ein überschaubares studentisches Protestpotenzial in den Milieus um die Pädagogische Hochschule. Bildungs- und allgemeinpolitische Fragen wurden dort vor allem im Verband Wuppertaler Studenten (VWS) diskutiert und der Protest etwa gegen die Notstandgesetze Ende der 60er Jahre gelegentlich auch auf die Straße gebracht. Wenige Tage nach dem Tod von Benno Ohnesorg titelte der Wuppertaler Generalanzeiger zur Lage in der Stadt: „Studenten protestieren leise.“
Auch an den folgenden Tagen im Juni 1967 verliefen die Studentenunruhen in Wuppertal friedlich. Im Mai 1970 hissten Studenten während eines internationalen Kongresses zu Friedrich Engels auf dem Gebäude der Hochschule eine rote Fahne. Der Hausmeister verweigerte die Dienstanweisung, diese zu entfernen, so dass der herbeigerufene Dekan selbst Hand anlegen musste. So die Überlieferung.