Studieren mit Kind erfordert viel Geduld

Wer mit Nachwuchs einen Uni Abschluss will, muss Hochschule und Familie vereinbaren. Am Campus Wuppertal gibt es verschiedene Einrichtungen, die dabei unterstützen.

Foto: dpa

Klausuren, Partys, Freunde, Sport, Lernen und Arbeit — das Studium bietet viele Möglichkeiten, um sich seinen Unialltag frei zu gestalten. Doch für Julia C. und Isabelle B. steht etwas ganz anderes im Vordergrund: neben ihrer Rolle als Studentin haben sie einen weiteren „Fulltime-Job“. Die beiden sind während ihres Studiums schwanger geworden. Was für viele unvorstellbar wäre, ist für Julia und Isabelle eine schöne Herausforderung.

Doch wie ist es, mit Kindern zu studieren? Julia ist 27 Jahre alt und studiert im vierten Semester. Sie hat mittlerweile zwei Söhne. Leo, ihr erstes Kind, bekam sie bereits vor Studienbeginn. Zuvor hatte sie sechs Jahre in der Gastronomie gearbeitet, um etwas Geld zu verdienen. Die Schwangerschaft mit Leo war nicht geplant, hinderte Julia aber nicht daran, ihr Studium dennoch zu beginnen. Ihr damals sieben Monate alter Sohn wurde von einer Tagesmutter betreut, während sie zur Uni ging. Auch Freunde und Familie waren eine große Unterstützung für die alleinerziehende Mutter.

Campus

Wuppertal

Julia erklärt: „Ein stabiles Umfeld ist wichtig, denn ganz alleine schafft man sowas nur sehr schwer“. Ein zweites Mal schwanger wurde sie dann während ihres dritten Semesters. Die körperlichen Veränderungen wurden für Julia zu einer großen Herausforderung: „Schwangerschaftsdemenz ist nicht besonders hilfreich — weder während des Semesters, noch während der Klausurenphase. Ich musste hier auch einige Klausuren schieben.“ Bis zum Tag vor ihrer Entbindung war sie dennoch regelmäßig an der Uni.

Finanziert hat sie ihren Lebensalltag über Kinder- und Elterngeld, einen Studienkredit sowie durch Unterstützung ihrer Familie. Auch wenn sie weiß, dass ihre Kommilitonen freier mit ihrer Zeit umgehen können, schätzt sie ihren Familienalltag und geht das Studium wesentlich entspannter an. Anderen Müttern rät Julia vor allem: „Macht euch nicht zu viel Druck im Studium, und wenn ihr eine Hürde habt, fragt nach Hilfe bei der Familie, bei Freunden, dem Asta oder dem Gleichstellungsbüro.“

Das Familienbüro der Uni Wuppertal bietet Studierenden und Angestellten der Universität auf mehreren Ebenen Unterstützung an. Die Krabbelgruppe „Uni-Zwerge“ wird vom Asta betrieben und bietet 16 Kindern im Alter von acht Monaten bis vier Jahren eine Betreuung für 20 Stunden pro Woche. Auf dem Uni-Gelände gibt es zudem den Hochschulkindergarten.

Für Studierende mit Kindern gibt es einen Eltern-Kind-Lernraum in der Bibliothek. Außer einem hellen großzügigen Arbeitsplatz mit PC finden sich verschiedene Spielzeuge für Kinder. Die Kids-Box, eine fahrbare Spielekiste, fungiert als mobiles Kinderzimmer. Sie kann für jede Kinderbetreuung im Rahmen einer universitären Veranstaltung gebucht werden und unterstützt auch dort eine kurzfristige Betreuung des Kindes am Arbeitsplatz.

„Studierende mit Kind sind insgesamt gern gesehen“, sagt Maria Gierth vom Familienbüro der Uni Wuppertal. Wichtig sei nur, dass Studierende beim Dozenten anmelden, dass sie ein Kind mit in die Vorlesung oder das Seminar bringen.

Auch Isabelle hat während ihres Studiums ein Kind bekommen. Sie ist 35 Jahre alt und studiert Erziehungswissenschaft im Master. Für sie und ihren Partner war die Schwangerschaft eine bewusste Entscheidung: „Durch ein Kind krempelt sich das Leben komplett um. Da ich schon etwas älter bin, habe ich das Party-Studenten-Leben schon hinter mir und war bereit für diesen Schritt.“ Erziehungswissenschaft ist Isabelles Zweitstudium, so dass sie auf das Studium als berufsqualifizierenden Abschluss nicht angewiesen ist.

„Für jüngere Studentinnen könnte es schwieriger sein, da ein Kind das Studium auf jeden Fall verlangsamt.“ Während ihrer Schwangerschaft war Isabelle noch Vollzeitstudentin, hat Klausuren und Hausarbeiten geschrieben und sogar nebenbei noch eine Ausbildung zur Tanzpädagogin abgeschlossen. Das änderte sich nach der Geburt ihrer Tochter Nashwa Victoria radikal.

„Ich habe mich anfangs sehr hilflos gefühlt, weil ich auf einmal nichts mehr auf die Reihe bekommen habe“, beschreibt Isabelle. Durch die Betreuung ihres Babys blieb ihr oft nicht einmal genügend Zeit zum Schlafen oder Essen. Das Studium konnte sie in den ersten Monaten nach der Schwangerschaft nicht weiterführen.

Mittlerweile ist Nashwa fünf Monate alt und Isabelle hat begonnen, langsam weiterzustudieren. Sie hat einen festen Tag, an dem sie zur Uni geht. Dann übernimmt ihr Partner, der ebenfalls studiert, die Betreuung ihres Kindes. Eines ist für Isabelle besonders wichtig geworden: „Man darf seine Ansprüche nicht zu hoch setzen. Man muss Geduld aufbringen und sich Zeit geben, um seiner Familie und dem Studium gerecht zu werden.“

Julia und Isabelle zeigen, dass der Balance-Akt zwischen Studium und Kind möglich ist und, dass man gerade auch durch ungewöhnliche Entscheidungen, wie während des Studiums ein Kind zu bekommen, auf eine andere Art und Weise für das Leben bereichert werden kann.