The early Bird — Englisch ab der 1. Klasse
Grundschüler lernen ab der ersten Klasse Englisch. Worum geht es beim frühen Lernen der Fremdsprache?
Wuppertal. Überall werden Kinder heute mit Englisch konfrontiert: Die Werbung spielt mit englischen Ausdrücken, technische Geräte werden oft mit englischen Begriffen erklärt, und Computerspiele basieren häufig auf englischer Sprache. Folgerichtig beginnt der Englisch-Unterricht seit ein paar Jahren bereits in der ersten Klasse. „Es geht im Englischunterricht der Grundschule vor allem um die Freude am Sprachen lernen, das Interesse an englischsprachigen Lebenswelten, die Bewältigung von alltäglichen Kommunikationssituationen in der englischen Sprache“, erklärt Bärbel Diehr, Professorin für Didaktik des Englischen an der Bergischen Universität.
Gerade in der Grundschulzeit sind die Kinder offen für neue Laute. Im Vordergrund steht das Sprechen, doch die Kinder sollen auch lernen, einfache Sätze aufzuschreiben, etwa ein Urlaubsgruß auf einer Postkarte. „Die Inhalte orientieren sich an altersgerechten Themen und Erfahrungsfeldern wie dem Jahresablauf, Freunden, Schule, Familie oder Hobbys“, sagt Bärbel Diehr. Bewusst setzen die Lehrer dabei viele verschiedene Methoden ein. Insbesondere das Rollenspiel hat in der Grundschule einen festen Platz.
„Wir betten das in konkrete Handlungen ein. Wenn es ums Einkaufen geht, dann zeigen wir Äpfel und Bananen oder bringen Gegenstände aus dem Kaufladen mit“, erklärt Ulrike Thoenes, Leiterin der Fritz-Harkort-Grundschule in Langerfeld. Ganz locker lernen die Kinder so, über Obst und Gemüse, Käse und Brot zu plaudern. „Jedes Kind soll seinen individuellen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden und am gesellschaftlichen Leben in der Fremdsprache teilhaben können“, nennt Bärbel Diehr das Ziel.
Singen und kleine Verse haben ebenfalls ihren festen Platz im Englisch-Unterricht. Auch für Kinder, deren Muttersprache nicht deutsch ist, sieht Lehrerin Ulrike Thoene keine Probleme mit dem frühen Englisch-Unterricht: „Sie sind sogar in einer besseren Ausgangssituation, weil sie das Lernen einer Sprache schon kennen.“
Ulrike Thoene, Leiterin der Fritz-Harkort-Grundschule
Selbst Kinder mit Lernbehinderung seien oft erstaunlich erfolgreich im Englisch-Unterricht. Während in der weiterführenden Schule die Fremdsprache meist mit dem Lernen von größeren Mengen Vokabeln verbunden ist, geschieht der Spracherwerb in der Grundschule eher spielerisch.
„Bei uns gibt es keine Vokabelhefte“, sagt Ulrike Thoenes. Bücher werden eher selten verwendet: „Unser Budget ist so gering, dass wir meistens keine Bücher kaufen können“, sagt Thoenes. Im Unterricht wird ausschließlich Englisch gesprochen, um die Kinder an die neue Sprache zu gewöhnen. Dafür erhalten die Grundschullehrer eine umfassende Englisch-Ausbildung. Während bei Einführung des Englisch-Unterrichts die Lehrer in Kursen nachgeschult wurden, gehört die Sprache heute fest zum Studium.
Wuppertaler
Schulzeit
In insgesamt zehn Semestern „entwickeln die Studierenden sehr gute Fremdsprachenkompetenzen, erwerben Theorien und Methoden der Literatur- und Sprachwissenschaft und, ganz besonders wichtig, studieren die Didaktik des Englischen, eine Disziplin, in der wissenschaftliche Themen von den fachlichen und praktischen Anforderungen des zukünftigen Lehramts aus reflektiert werden“, betont Bärbel Diehr. Sie legt besonderen Wert auf die hohe Sprachkompetenz der zukünftigen Lehrer — denn für die meisten Kinder sind sie das erste und einzige Sprachvorbild.
Da sich Kinder immer für Geschichten begeistern, forschen die Wissenschaftler der Bergischen Universität gerade, wie original englischsprachige Kinderliteratur am besten im Unterricht eingesetzt werden kann. Und das häufig geschmähte Internet bietet für die Kinder einen großen Reiz, schnell Englisch zu lernen: Sie wollen die Filme verstehen, die auf Youtube auf Englisch laufen. Und auch manche Computerspiele gibt es nur auf Englisch. Dadurch steigt der Drang, möglichst viele Wörter zu kennen.