Top-Koch Kaspar Stange: Ein Designer am Herd
Kaspar Stange gehört zu Wuppertals angesagtesten jungen Köchen. Doch sein Berufsweg war alles andere als gerade.
Wuppertal. Wenn er über seinen Beruf spricht, wird schnell klar: Es geht nicht ums Geschäft, sondern um Leidenschaft. „Essen ist ein Genuss, Nahrungsmittel sind sinnlich“, sagt Kaspar Stange. Deshalb hat er auch sein jüngstes Projekt, den Abend „Kochkünstler“, ins Leben gerufen: Drei Wuppertaler Köche kochen gemeinsam für etwa 40 Personen ein Mehrgänge-Menü. Köstliches wie Austern gratiniert mit Pecorino und Parmaschinken, Tatar vom Kalbsfilet oder Sashimi vom Wolfsbarsch — und das alles in ungewöhnlichen Räumen, in einem Weinladen oder einer Kunstgalerie. Stange: „So entsteht eine besondere Atmosphäre, bei der es um das Kochen als Ereignis geht, das Essen und der Wein als Sinnesfreude.“
Sein Weg zum Koch und Event-Macher war einer mit zahlreichen Abzweigungen und Exkursen. Zwar hatte Kaspar Stange schon als Kind eher Appetit auf die besonderen Leckereien: Es musste das Fischfilet sein, nicht das -stäbchen. Das Handwerk hat ihm dann seine Mutter beigebracht. Als sie Brot backte und nebenbei erwähnte, dass man aus dem Teig auch Pizza machen könnte — „das hat mich fasziniert.“
Bald schon kochte Kaspar Stange jeden Sonntag für die ganze Familie, Vater, Mutter und — vier jüngere Geschwister, da war er zwölf Jahre alt. Rund 15 Jahre später ist der heute 27-Jährige Kantinen-Chef der Firma Riedel, hat sich als Caterer selbstständig gemacht und hat noch genügend Zeit, Aktionen zu starten, wie etwa Live-Cooking oder seine Kochkünstler-Abende.
Die Laufbahn als Koch hatte er dennoch nicht geplant. Eigentlich wollte er „irgendwas mit Gestaltung oder Architekur“ machen, wie sein Vater — der ist Designer. Nach dem Zivildienst arbeitete er in einem Architekturbüro, während er die Mappen für die Bewerbung an den Unis vorbereite. Und dann kam doch alles anders: „Als ich einem Büro-Kollegen von meiner Kochleidenschaft erzählte, sagte der, ,das musst du ausprobieren. Frag doch mal, ob du irgendwo zur Probe arbeiten kannst.‘“
Das hat Kaspar Stange gemacht, in der Palette Röder inm Barmen. „Ich musste erstmal spülen“, erinnert er sich und lacht. Doch er spülte so schnell, dass genug Zeit blieb, beim Kochen mitzuhelfen. Das kam gut an und so begann er eine Lehre, wechselte ein halbes Jahr später ins Restaurant „Hopmanns Olive“ in Erkrath und wurde Koch.
Von einer steilen Karriere spricht er nicht. „So richtig konform lief es nicht ab.“ Zwar gab er sein Debüt als Koch in einem noblen Meeresfrüchterestaurant in Melbourne. Als er aber kein dauerhaftes Visum bekam und eine geplante Hochzeit mit einer jungen Australierin platzte, kam er zurück. Er arbeitete ein Jahr als Garten- und Landschaftsgärtner — „das war mal was anderes“ — und bereitete sich allmählich auf seine Selbständigkeit vor.
Mit dem Angebot, die Kantine bei Riedel zu leiten, war es schließlich perfekt: Er hatte ein regelmäßiges Einkommen, und zudem stand ihm eine 70 Quadratmeter-Küche für das Catering zur Verfügung. Einladungen, Flyer und die eigene Homepage macht er selbst: „Ich bin halt Gestalter.“ Kochen sei auch eine Form des Gestaltens. „Es ist Design, Kunst, kreatives Kombinieren, das schmeckt.“