Wuppertal Trassenrave: „Wir laden jeden ein, mit uns zu feiern“

Der Trassenrave war erneut ein Besuchermagnet — doch es gab auch Kritik.

Foto: Utopiastadt

Nordstadt. „Tolle Atmosphäre, klasse Party!“ Viel Lob gab es nach dem Trassenrave am Bahnhof Mirke, der erneut viele Fans elektronischer Musik, aber auch Nachbarn und Freunde im Viertel am Bahnhof Mirke zusammengebracht hat.

Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, heißt es auch von amtlicher Seite: Friedlich und aus Sicht der Polizei ohne Zwischenfälle sei der Trassenrave verlaufen, sagt Sprecherin Anja Meis und lobt: „Wenn solche Veranstaltungen gut organisiert problemlos verlaufen, spricht aus polizeilicher Sicht nichts gegen weitere Termine.“

Auch bei der Stadt sieht man die jüngsten Aktivitäten an und auf der Nordbahntrasse positiv, „mit der Einschränkung, dass die Nordbahntrasse natürlich in erster Linie ein Verkehrsweg ist“, wie Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler zur Idee sagt, ob man sich mehr solcher Großveranstaltungen vorstellen könne.

Also: Super Party, super Location, super Nachbarschaft - da sind sich viele einig.

Doch es gibt auch kritische Stimmen, und zwar ebenfalls aus der Nachbarschaft. „Trotz geschlossener Fenster und Ohrstöpseln ist jeder Bassschlag im ganzen Haus zu spüren“, klagt eine Leserbriefschreiberin von der Schleswiger Straße: „Kinder, Tiere, Schichtarbeiter, andere Anwohner“ — bleibe ihnen „nur die Wahl, sich mit Pharmaka abzuschießen oder zu verreisen?“

„Wir nehmen Kritik ernst“, sagt Matthias Müller vom Organisationsteam. Das stellt aber auch klar: „Wir haben uns zu jeder Zeit an die Auflagen gehalten.“ Gerade, um die Lärmschutzauflagen einzuhalten, habe man regelmäßig Dezibel-Messungen an mehreren Punkten auf dem Gelände vorgenommen, betonen die Veranstalter der Utopiastadt in einem offenen Brief. Die Messungen seien protokolliert und die Beschallung immer wieder nachgeregelt worden. Der offizielle Grenzwert an der Grundstücksgrenze des Bahnhofs zum Wohngebiet — vorgegeben mit 70-75dBA — werde schon allein durch die unmittelbar benachbarte Autobahn erreicht — ganz ohne Veranstaltung.

„Utopiastadt ist ein Ort der Begegnung, des gesellschaftlichen Diskurses, aber auch ein Raum, den Menschen mit ihren Leidenschaften und Bedürfnissen gestalten sollen und dürfen“, heißt es im offenen Brief weiter.

Man versuche, mit dem Programm einen kulturellen und gesellschaftlichen Querschnitt abzubilden, doch nicht immer könne dabei der Geschmack jedes einzelnen getroffen werden. „Uns ist wichtig, dass sich Menschen begegnen.“ Auch unter freiem Himmel: „Dazu braucht es Räume. Von diesen hat unsere schöne Stadt leider immer noch zu wenig. Wir sind davon überzeugt, dass solche Veranstaltungen die Stadt und besonders das Quartier beleben und bereichern.“

Gleichwohl werde versucht, „dem ebenfalls berechtigten Erholungsbedarf unserer Quartiersbewohner entgegenzukommen“, weshalb solche Veranstaltungen zum Beispiel bewusst auf Samstage gelegt würden. „Zusätzlich informieren wir mit langem Vorlauf per Flugblatt das Quartier und eröffnen Kontaktmöglichkeiten. Nicht zuletzt laden wir jeden ein, mit uns zu feiern und uns, die Nachbarn und das Projekt kennenzulernen. Genau aus diesem Grund verzichten wir auf Eintritt und Zugangskontrollen.“ Aus Sicht der Utopisten verzichtet jemand, der die Möglichkeit zu diesen gesellschaftlichen Zusammenkünften an wenigen Terminen im Jahr nicht wahrnimmt, „auf die Möglichkeit zur Teilhabe und Gestaltung unserer Stadt“.