Wuppertal Wuppertaler Straßen in katastrophalem Zustand

Die Stadt kommt bei der Sanierung nicht hinterher. Jährlich wird weniger als ein Prozent der Verkehrswege erneuert.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wer mit dem Auto über den Böhler Weg oder die Bundeshöhe in Barmen fährt, wird das Gefühl nicht los, über Schotterpisten zu fahren. Es wackelt und ruckelt im Auto. Die Straßen darunter sind Flickwerk. Neben Schlaglöchern von mehreren Zentimetern Tiefe sind vor allem Teerflicken zu sehen, die vorherige Löcher füllen.

Für Anwohner und Menschen, die dort arbeiten, ist das ein Ärgernis. Hans-Peter Refke wohnt schon seit 20 Jahren am Böhler Weg. Er sagt, die Ecke sei in einem „katastrophalen Zustand“. Die Stadt käme ab und an mit einem Lastwagen mit Teer und stopfe die Löcher. Die Flicken hielten aber nicht lange. Immer wieder führen schwere Lastwagen über die Straße, die eigentlich für eine Maximallast von zwölf Tonnen ausgelegt ist. Vor allem aber würden Winterdienstfahrzeuge immer wieder die Teerflicken beschädigen. Am Ende sehe alles wieder gleich aus.

Auch Carsten Engels, der dort arbeitet, bestätigt das. „Was ganz schlimm ist, wird gemacht. Aber richtiger Straßenbau findet hier nicht statt“. Er nennt den Böhler Weg eine „Zumutung.“

Was die Stadt angeht, haben beide Recht. Denn die listet etwa den Böhler Weg auf, wenn es um Straßen geht, in denen nichts passiert. Der Böhler Weg ist laut Stefan Lederer, Abteilungsleiter beim Ressort Straßen und Verkehr, eine der sehr alten Straßen, die „im Ursprung noch nie solide aufgebaut wurden“ und nur nach und nach „grundhaft erneuert“ werden können. Das sei kostenintensiv, weswegen solche Straßen immer weiter auf der Projektliste blieben, ohne dass etwas passiere. Denn es fehle am Budget.

Die Stadt investiert jährlich 7,3 Millionen Euro in das Straßenbauprogramm. Zudem werden 2,5 Millionen Euro aus dem Bundesinvestitionsprogramm für die Sanierung investiert — von insgesamt 37 Millionen, die die Stadt vom Bund aus dem Programm im Jahr bekommt. Sie kann aber selbst bestimmen, was mit dem Geld passiert.

Der Sanierungsbedarf ist hoch, ebenso wie der Rückstand. Lederer erklärt, dass das Straßennetz 50 Jahre alt sei, dem Erhalt des Netzes werde aber erst seit wenigen Jahren die entsprechende Bedeutung beigemessen. Die Stadt saniere jedes Jahr 0,5 bis ein Prozent der 10,1 Millionen Quadratmeter Verkehrsfläche. „Besser wäre der doppelte Wert“, sagt Lederer. Wobei er zusätzlich den Rückstand aus den vergangenen 20 Jahren aufzählt. Es klingt nach einem Kampf gegen Windmühlen.

Gleichzeitig geht es aber auch um Abstimmung, sagt Lederer. Denn die Stadt müsse Rücksicht nehmen auf Leitungsarbeiten der Stadtwerke. Kanalarbeiten gingen vor Straßenarbeiten. So bleibt viel auf der Strecke, was eigentlich dringend gemacht werden müsste — wie etwa die Lindenallee in Cronenberg.

Die Stadt verweist aber auch auf das, was sie tut. Aus den Bundesmitteln etwa werden aktuell die Schützenstraße und die Nevigeser Straße erneuert. Die Dickmannstraße und die Wittener Straße seien schon fertig. Die Rödiger Straße sei im Herbst dran.

Das Team „Straßenerhaltung“ stelle jedes Jahr das Bauprogramm auf. Die Kriterien dafür, ob und wann eine Straße gemacht werde, hingen maßgeblich am Straßenzustand. Aber auch die Sicherheit sei entscheidend, so wie die Bedeutung der Straße.

Insofern sind die Bundeshöhe und der Böhler Weg mutmaßlich nicht vorne auf der Liste der Stadt. Andere sollten dagegen schon in Angriff genommen werden. So fordert etwa Hans-Hermann Lücke, Bezirksbürgermeister aus Barmen, dass die Straße Unterdörnen zwischen Adlerbrücke und Akzenta neu gemacht werden soll. Er nennt den Zustand „grausam“. „Wir wissen, dass das Geld nicht reicht und es Sanierungsstau gibt, aber einige Stellen dienen dem Ansehen der Stadt. Die müssen gemacht werden.“