Trotz Lernschwäche: Abdul erkämpft sich seine Lehrstelle
Eine Ausbildung finden — mit Behinderung? Schwierig. Wie es ein Förderschüler geschafft hat, erzählte er der WZ — an seinem Arbeitsplatz.
Wuppertal. Abdul Karademir hat es geschafft, er hat eine Ausbildungsstelle gefunden. Soweit nichts Außergewöhnliches. Doch dass es der 17-jährige Wuppertaler einmal so weit bringen würde, war alles andere als klar. Warum? Als ehemaliger Förderschüler mit Lernschwäche standen seine Chancen auf dem Ausbildungsmarkt schlecht. Nun absolviert er seit September eine zweijährige Ausbildung zum Fachpraktiker im Gastgewerbe — und zwar bei der Villa Media Gastronomie GmbH, wo er bereits während eines dreimonatigen Schulpraktikums seine Fähigkeiten und Talente unter Beweis stellen konnte. Doch Abdul ist noch immer eine Ausnahme.
„Schon während Abduls Praktikum haben wir gemerkt, dass die Chemie stimmt, er blühte richtig auf. Er war stets pünktlich, zuverlässig und hat sich an vielen anderen Stellen Mühe gegeben, sich attraktiv zu machen. Das hat gewirkt und jetzt hat er seine Chance bekommen“, sagt Jörg Heynkes über seinen neuen Auszubildenden. Abdul hat seinen Arbeitgeber noch keine Sekunde an seiner Entscheidung zweifeln lassen.
Auch in anderer Hinsicht hat der junge Mann Glück gehabt, denn die Villa Media bietet viele verschiedene Tätigkeitsbereiche, in denen sich Abdul ausprobieren kann. Und das soll er auch, erklärt sein Chef Jörg Heynkes: „In den ersten Monaten geht es darum, sich kennenzulernen und die Defizite einzuschätzen. Im Frühjahr etwa können wir dann sehen, welche Arbeits- und Themenbereiche ihm besonders liegen und überlegen, wie die vorhandenen Defizite bestmöglich aufgearbeitet werden können.“
Neben diesen wichtigen Faktoren ist aber auch das Engagement der Förderschule ausschlaggebend — und mit der Astrid-Lindgren-Schule hat Abdul wohl auch in diesem Bereich Glück gehabt. Denn die Einrichtung mit dem Förderschwerpunkt Lernen arbeitet mit vielen externen Kooperationspartnern zusammen, wodurch die Eingliederung ins Berufsleben so intensiv wie möglich vorbereitet werden kann.
„An unserer Schule ist es möglich, in der neunten Klasse den Hauptschulabschluss zu machen. Ab der vierten Klasse bieten wir viele Sozialtrainings an und ab der siebten Klasse geht die Berufsvorbereitung los“, erklärt Susanne Wywiol, Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule. Etwa fünf Praktika mache jeder Schüler. Diese hohe Zahl sei wichtig, um durch Ausprobieren einen möglichst passgenauen Beruf zu finden.
„Ohne die Unterstützung aus der Schule, wäre ich nicht so weit gekommen“, sagt er schüchtern. Über die Schule hätte er seine beruflichen Interessen und Fähigkeiten überhaupt erst erkennen können und sei dann mit der Unterstützung der Lehrer seinem Ziel Schritt für Schritt näher gekommen.