Trotz Rollstuhl: Sven Stipps kämpfte sich in den Job zurück
Die Agentur für Arbeit will Hemmschwellen abbauen und Unternehmen ermuntern, Menschen mit Behinderung einzustellen.
Wuppertal. Mit 200 Kilometern pro Stunde prallte Sven Stipps vor drei Jahren mit seinem Motorrad gegen eine Leitplanke. „Ich wusste sofort, dass ich nicht mehr gehen konnte“, erinnert sich der heute 27-Jährige. Nach seinem Krankenhausaufenthalt wurde es bittere Gewissheit: Der junge Mann würde sein Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen sein.
Sven Stipps gab aber nicht auf — und der Erfolg gibt ihm Recht. Vor seinem Unfall hatte er eine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker bei Mercedes gemacht, an eine Rückkehr in seinen alten Job war danach nicht mehr zu denken. Er bekam jedoch eine zweite Chance, machte mit Hilfe der Agentur für Arbeit eine Umschulung zum Automobilkaufmann. Einfach war es nicht. „Ich bin eher der technische Typ und konnte anfangs mit Buchhaltung und Rechnungen nichts anfangen“, sagt er. Doch er war engagiert und kämpfte sich zurück.
Das sah auch sein Arbeitgeber und nahm mit finanzieller Unterstützung der Arbeitsagentur Umbauten für einen behindertengerechten Arbeitsplatz vor. „Heute hat Sven Stipps einen unbefristeten Vertrag bei uns. Er hat sich reingehängt und gezeigt, dass er es will“, sagt Hannsjörg Freiter, Kaufmännischer Leiter der Mercedes-Benz Niederlassung an der Varresbecker Straße.
Mit einer bundesweiten Aktionswoche wollen die Agenturen für Arbeit noch bis zum 9. Dezember auf die Beschäftigungspotentiale behinderter Menschen aufmerksam machen. Entgegen der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nimmt die Zahl arbeitsloser Menschen mit Behinderung zu. „In Wuppertal herrscht ein großer Nachholbedarf, wir brauchen mehr Unternehmen, die behinderte Menschen einstellen“, betont Martin Klebe von der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit.
Es herrsche große Unsicherheit auf Seiten der Arbeitgeber. „Viele denken, dass schwerbehinderte Angestellte unkündbar sind. Dabei gibt es für sie genauso eine Probezeit und die Möglichkeit, sich zu trennen, wenn es nicht klappt“, sagt Klebe. So bietet die Agentur ein sogenanntes bindungsfreies Probearbeiten an, „so können sich Unternehmen und Arbeitnehmer erst einmal kennenlernen“. Und Klebe weist auf Fördermöglichkeiten hin, wie Eingliederungszuschüsse. „Wir versuchen, Firmen vieles abzunehmen. Es ist dennoch mit Aufwand verbunden, aber es lohnt sich und es ist notwendig.“
Für Sven Stipps war es wichtig, wieder arbeiten zu können und eine Perspektive zu haben. Er wurde trotz Behinderung nicht abgeschrieben.