Umwelt-Brettspiel: Die Rettung der Welt am Wohnzimmertisch
Mit „Cooling Down“ lässt sich der Klimawandel jetzt per Brettspiel bekämpfen. Die WZ hat das vom Wuppertal Institut mitentwickelte Spiel getestet.
Wuppertal. Wie schaffen wir es, den Klimawandel noch aufzuhalten? Was bedeutet Klimagerechtigkeit — und welche Katastrophen kommen auf uns zu? Der Bonner Politikwissenschaftler und ehemalige Energieberater im Bundeskanzleramt Otto Ulrich hat mit Peter Hennicke vom Wuppertal Institut ein Spiel entwickelt, das solche und weitere Fragen aufwerfen und mit den Spielern beantworten will. Jetzt wurde „Cooling Down“ im Live Club Barmen vorgestellt und gespielt.
Die Spieler verkörpern die Weltgesellschaft. Ziel ist es, den weltweiten Kohlendioxidgehalt bis 2050 um 50 Prozent zu senken. Dazu müssen die Spieler kooperieren. Eine Zeitachse korrespondiert mit einem CO2-Pfad, je nach Entscheidung der Spieler geht es in die eine oder andere Richtung. Ereigniskarten bringen Energiewende-Prozesse oder auch böse Überraschungen, wie Druck seitens der Kohle-Industrie, ins Spiel. So wird sichtbar, welche Dynamik die Überlagerung mehrerer positiver oder negativer Trends auslösen kann. Die Spieler haben am Ende gemeinsam gewonnen, wenn sie im Rettungsboot „Null-Carbon-Gesellschaft“ angekommen sind.
Wolfgang Wiebecke von der Attac-Agrargruppe Wuppertal vertritt bei der Premiere im Live Club Barmen Südamerika. „Ich erwarte hier vor allem Begegnung — und Erkenntnisse darüber, wie internationale Kooperation gelingen kann.“ Auch Kamal Koushan vom Kunst- und Kulturverein Pegah sitzt am Tisch — als asiatischer Delegierter bei der alternativen Weltklimakonferenz. „Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit Umweltthemen. Da wollten wir uns auch das Simulationsspiel nicht entgehen lassen.“
Auch Otto Ulrich hat es sich nicht nehmen lassen, das Spiel im Live Club vorzustellen. Seine Überzeugung: Die Komplexität und Folgenschwere des Klimawandels verlangt nach einer bürgernahe Vermittlung: „Wir müssen das Thema an den Familientisch bringen.“ Seine Überzeugung: „Ein Spiel vermag die komplexen Zusammenhänge zwischen eigenem alltäglichem Handeln, politischer Realität und den Langzeitfolgen des Klimawandels besser vermitteln als ein Vortrag.“ Cooling down ist für Schüler ab der 10. Klasse geeignet. Ein wenig Vorkenntnissse brauche man schon, so Ulrich: „Den Treibhauseffekt müssen die kapiert haben.“
Ohnehin ist „Cooling down“ weniger ein Unterhaltungs- als ein Lernspiel. Kurzweilig ist das nicht — und der Spaß kann durch die realistische Spielsituation schon mal auf der Strecke bleiben. Zudem ergeben sich intensive Diskussionen. Da kann man sich nach ein paar Spielstunden auch schon mal frustriert eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ wünschen.