"Unsere Stadtwerke": Neues Bündnis kämpft für den Nahverkehr
Das neue Bürger-Bündnis „Unsere Stadtwerke“ diskutierte im Barmer Rathaus über Bus-Ausfälle und Finanzlöcher.
Wuppertal. Glaubt man Ibrahim Atila, dann machen die Busfahrer der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) gerade eine schwere Zeit durch: „Psychischer Druck, Zeit-, Geld-, und Schlafmangel machen uns stumpf“, gibt der Linienbusfahrer zu Protokoll. Die Schichtzeiten seien schlecht getaktet, hinzu käme die ungleiche Bezahlung der Busfahrer. Der Stress führe zu einem hohen Krankheitsstand — und zu zahlreichen Busausfällen. Die sorgen inzwischen für heftigen Gesprächsstoff im Tal. „Ist der Wuppertaler Nahverkehr in einer Sackgasse?“, fragt da das neugegründete Bürgerbündnis „Unsere Stadtwerke“ — diese Frage wurde am Mittwochabend bei der ersten Sitzung des Bündnisses im Barmer Rathaus diskutiert.
Mehr als 100 Interessierte verfolgten die kontroverse Debatte. Eine von ihnen: Ilse Köster. Die Eckbuscherin ließ ihrem Unmut freien Lauf: „Durch die Kürzung der Linie CE 62 werden viele ältere und gehbehinderte Menschen in unserem Viertel in eine echte Notlage geraten“, schimpfte die Mitstreiterin einer Bürgerinitiative gegen Buslinienkürzungen. Die Linien 603 und 613 reichten nicht aus — Köster befürchtet eine Ghettoisierung des Quartiers.
Sabine Schnacke, die bei den WSW für das Management des Linienbusverkehr zuständig ist, hält dagegen: Man habe zum vieldiskutierten Fahrplanwechsel am 24. März nur schlecht frequentierte Buslinien gestrichen. „Der finanzielle Rahmen wird eben enger“, begründet die WSW-Mitarbeiterin die Reduzierung des Linienangebots.
Schon heute mache die Mobil-Sparte der WSW etwa 50 Millionen Euro Verlust — querfinanziert würden diese die durch Überschüsse aus der dem Energie-Geschäft der Stadtwerke, wie Gerd-Peter Zielezinski von der Partei die Linke ergänzte. „Eine Privatisierung der WSW schadet somit dem Öffentlichen Nahverkehr“, betonte das WSW-Aufsichtsratsmitglied.
Jan Niko Kirschbaum forderte derweil einen fahrscheinlosen Nahverkehr, gefördert aus der Grundsteuer. Denn: „Die Finanzierung des Nahverkehrs ist am Ende“, findet der junge Aktivist. In der belgischen Stadt Hasselt habe das sogenannte „Bürgerticket“ funktioniert — und sogar die Wirtschaft angekurbelt. Ein konkretes Ergebnis stand nach der ersten Sitzung des neuen Bündnisses nicht fest — damit hatte Moderator Walter Schumacher auch nicht gerechnet: „Es geht erst einmal darum, Positionen zu sammeln“, erklärte der Mitorganisator des Treffens.
Dass es in Wuppertal in punkto Bürgerbeteiligung noch Nachholbedarf gibt, zeigte schließlich ein ratloser Volker Klöpper: Nein, man wisse noch nicht genau, wie man die Bevölkerung bei der geplanten Aufstellung des neuen Nahverkehrsplans einbinden wolle, gestand der Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf eine Nachfrage aus dem Publikum.