Wuppertal Unwetter überschwemmt die Stadt

Zahlreiche Straßen waren zeitweise gesperrt, das Petrus-Krankenhaus musste zum Teil geräumt werden, Autos ertranken im Wasser.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Ein Unwetter mit Starkregen und Hagel hat Dienstag in Wuppertal eine Spur der Verwüstung durch die Innenstadt gezogen. Die Wassermassen überfluteten mehrere Straßenzüge, Keller liefen voll und Autos blieben im Schlamm stecken. Die Polizei meldete mehr als 30 Einsätze in der Innenstadt, die Feuerwehr verzeichnete 63 Einsatzorte. Insgesamt gingen bis zum späten Nachmittag 130 Notrufe ein. Mehr als 300 Kräfte waren im Einsatz.

Foto: Stefan Fries

Der Wall, die Heckinghauser Straße, der Laurentiusplatz und die Südstraße waren zeitweilig für den Verkehr gesperrt, die WSW mussten einige Buslinien umleiten, da sie diverse Haltestellen nicht ansteuern konnten. Kies und Schutt hatten die Untere Lichtenplatzer Straße überschwemmt. Auf der Nordbahntrasse entstand in Folge einer Unterspülung ein Loch von rund einem Quadratmeter Fläche. Die Polizei verständigte die Stadt, um die Stelle entsprechend absichern zu lassen.

Unwetter in Wuppertal
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Das Petruskrankenhaus war ebenfalls betroffen. Der Regen kam von oben durch das Dach, und der Leimbach hatte sich vom Keller ins Haus gedrückt. Die Verantwortlichen ließen einige Zimmer räumen, konnten die Patienten aber alle innerhalb des Hauses verlegen. Betroffen waren zehn Zimmer und 15 Patienten. Niemand ist zu Schaden gekommen, das Klinikum führte den Betrieb unterdessen weiter und stellte die Versorgung der Patienten sicher. Die überschwemmten Zimmer sollen Mittwoch gereinigt und bezugsfertig sein. Die Kosten seien noch nicht absehbar.

„In der ganzen Stadt hat es ausgeschwemmte Kanaldeckel gegeben, besonders am Fuß der Berge, wo der Druck auf die Kanäle am höchsten gewesen ist. Eine besondere Gefahr sind hochstehende Kanaldeckel“, so Polizeisprecher Stefan Weiand. „Als ich eben noch Richtung Uni gefahren bin, kamen dort alle Gullideckel hoch und das Wasser wie ein Sturzbach die Straße runter“, berichtet Markus Steinki vom Auto Service Center an der Steinbeck. Er blieb an seinem Arbeitsplatz nur knapp von der großen Überschwemmung verschont.

Knietief standen die Fluten dort auf der Fahrbahn. „Weil es in Wuppertal doch so bergig ist, hätte ich nie gedacht, dass hier so etwas überhaupt vorkommt“, sagte Marko Knezevic. Er wohnt nur wenige Meter entfernt und schaute entsetzt auf die Wassermassen. „Wir haben den ganzen Keller nass, wie die meisten hier. So etwas habe ich noch nie erlebt“, so Franziska Räpke.

Mit Eimern und Schrubber kämpften Ruth Mair und Doris Schwartmann gegen die Fluten, die sich mit Schlamm und Schmutz 40 Zentimeter hoch in den Flur ergossen hatten. „Mindestens 45 Eimer habe ich schon herausgeschafft“, sagte Ruth Mair. Sie lebt seit 30 Jahren in dem Mehrfamilienhaus. „Doch so etwas hat es hier noch nie gegeben.“ Doris Schwartmann lebt eigentlich im Zooviertel und war nur zu Besuch. „Nun schrubbe ich hier schon seit 45 Minuten. Vor einer halben Stunde habe ich Feuerwehr verständigt, doch da kommt keiner.“

Die Polizei hatte die Straße gesperrt und den Verkehr umgeleitet. Da war das Auto von Claudia Stache bereits ertrunken. „Wir kommen aus Remscheid und wollten zum Kieferorthopäden. Als wir den Berg herunter kamen, war es noch gar nicht so schlimm, doch kurze Zeit später standen wir zur Hälfte im Wasser.“ Anschließend sprang der Kombi nicht mehr an. „Wir haben den Termin abgesagt und warten nun auf den ADAC.“

Das dauerte Maurice Neust zu lange. „ADAC und Feuerwehr sind total überlastet, da in ganz Wuppertal Land unter ist. Ich habe gehört, dass das bis zu vier Stunden dauern kann. Deshalb hoffe ich, dass mein Bruder mich nun in die Werkstatt schleppt.“ Sein Geländewagen mit Anhänger war durch einen Rückstau an der Ampel in den 1,20 Meter tiefen See geraten, der sich auf der Fahrbahn gebildet hatte. „Zwei Männer und die Polizisten haben mich herausgeschoben.“ Stellenweise fiel auch der Strom aus. „Wir haben auch kein Telefon“, sagte Markus Steinki. Als das Wasser abgeflossen war, übernahm der Eigenbetrieb Straßen die Reinigung.

Friederike Düssel (26) und ihr Freund mussten selbst die Ärmel hochkrempeln. Bei Ihnen war der Flur vollgelaufen. Das Paar wohnt in einem Bungalowhaus in Lagerfeld zur Miete. „Bei Starkregen passiert das immer wieder“, beklagte sich die junge Frau. Das sei jetzt das dritte Mal. Zum Glück sei bisher immer einer von ihnen im Haus gewesen.

Erleichtert war Janine Jösch über die spontane Rettung ihrer Tochter aus dem Gewitter: „Die Polizei hat sie auf dem Schulweg gesehen und mich angerufen, damit ich mir keine Sorgen mache und sie anschließend sogar nach Hause gefahren“, berichtete die Mutter dankbar.