Unwetter vernichtet Wuppertaler Archive

In rund 60 Schulkeller drang Wasser ein. Besonders schlimm hat es das WDG erwischt.

Foto: Stefan Fries

Das heftige Gewitter Ende Mai hat auch 125 städtische Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Rund die Hälfte davon gehört zu Schulen. Das städtische Gebäudemanagement (GMW) sichtet und priorisiert jetzt die Schäden. Zuerst bekommen die Schulen Hilfe, bei denen Aufenthaltsräume wie die Mensa oder der Offene Ganztag betroffen sind.

1600 Personen hat das GMW angeschrieben. Die Mitarbeiter schauen sich die Schäden vor Ort an und notieren nötige Arbeiten. 29 Gebäude wurden als besonders dringlich eingestuft, darunter die Grundschulen Alarichstraße, Diestelbeck, Hesselnberg, Berghauser Straße und die Roncalli-Grundschule. 25 Gebäude erhielten Prio 2. Alle weiteren müssen noch begutachtet werden. In großen Listen fassen die Mitarbeiter dann die Schäden zusammen, um Aufträge anschließend zentral auszuschreiben. Ob sie dabei wie gewünscht Handwerker für die Sommerferien finden, ist derzeit noch ungewiss - schon jetzt sind die Handwerksbetriebe im Tal stark ausgelastet. An der Hastener Straße steht eine städtische Lagerhalle für Material zur Verfügung, das wegen nasser Räume ausgelagert werden muss. Außerdem bekommen betroffene Schulen einen Spezial-Sperrmüll.

Claudia Schweizer-Motte, Schulleiterin am WDG

Herbe Verluste verzeichnet das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium. Im Ausweichquartier auf der Hardt drang das Wasser ins Untergeschoss ein, weil die Ableitung angesichts der Wassermassen nicht mehr funktionierte. „Wir hatten das Glück im Unglück, dass zufällig an diesem Tag noch die Sportfachschaft eine Konferenz hatte und der Eltern-Lehrer-Chor probte“, erzählt Schulleiterin Claudia Schweizer. „Mit vereinten Kräften haben wir dann versucht, Kartons hochzustellen — aber das Wasser stieg wahnsinnig schnell!“

In den Kartons lagerte das Schularchiv des Gymnasiums, das auf eine langjährige Tradition zurückblickt. Da von vorneherein feststand, dass die Zeit im Übergangsdomizil nur drei Jahre dauern würde, wurde das Archiv gar nicht erst ausgepackt. Jetzt sind viele Unterlagen, die sich in den jeweils zuunterst stehenden Kartons befanden, zerstört. „Manches davon ist über 100 Jahre alt - das ist ein ideeller Verlust“, bedauert Claudia Schweizer.

Teilweise sind es alte Klassenbücher und Konferenz-Protokolle, teilweise aber auch Zeugnisse. Diese müssen laut Gesetz 50 Jahre aufbewahrt werden. Am WDG wurden sie häufig sogar noch länger archiviert. Jetzt sind Teile davon unwiederbringlich verloren. In manchen Kisten sind bestimmte Jahrgänge betroffen, in anderen nur einzelne Anfangsbuchstaben der Abiturienten. Viel Zeit haben die Lehrer damit verbracht, genau zu dokumentieren, welche Dokumente nass geworden sind. Neun Tonnen Altpapier wurden anschließend in Spezialcontainern entsorgt und geschreddert. Schulbücher, die auf größere Jahrgänge warteten, wurden gleichfalls Opfer des Regens — teilweise völlig neue Bücher.

Auch die naturwissenschaftliche Sammlung im Keller des Nebengebäudes wurde geflutet. „Gerade elektrische Geräte und Trafos sind durch das Wasser unbrauchbar geworden“, sagt die Direktorin. Die Physik- und Chemielehrer mussten vieles aussortieren und wegwerfen. Die noch verwendbaren Materialien stehen derzeit ein Stockwerk höher auf dem Flur. „Selbst als es nicht mehr geregnet hat, lief das Wasser bei uns noch auf der einen Seite herein und auf der anderen wieder heraus“, erzählt Claudia Schweizer.

Die Stadt hat ihr schon eine kleine Aufstockung des Schulbuch-Etats versprochen; er wird jedoch bei weitem nicht reichen, um alle Verluste zu ersetzen. Was mit den nassen Keller-Räumen passiert, ist derzeit noch unklar. Für das WDG ist diese Frage nicht ganz so entscheidend — es zieht in den Herbstferien zurück an den Johannisberg. In dem komplett sanierten Gebäude dort mit ganz neuen Fenstern dürfte die Gefahr einer Überflutung gering sein.