Jahresbericht 2021 der Verbraucherzentrale 1.300 Euro Kosten nach Nutzung von Spiele-Apps

Wuppertal · Die Verbraucherzentrale hat den Jahresbericht 2021 vorgestellt. In diesem spielen das Hochwasser sowie die Pandemie eine tragende Rolle.

Die Nutzung von Spiele-Apps eines Elfjährigen sorgte für horrende Kosten.

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

Das Jahr 2021 hatte es in sich – und gerade Verbraucher waren davon betroffen. Das Juli-Hochwasser und seine Folgen rückte das Thema Versicherungsschutz in den Mittelpunkt. Im Herbst führten gekündigte Energieverträge und steigende Preise zu einem Run auf Beratungsangebote. Und über allem schwebte weiterhin die Pandemie. Welche Probleme die Verbraucher 2021 in Wuppertal bewegten und wie die Beratungsstelle an der Schloßbleiche damit umgegangen ist, erläuterten die Verbraucherschützer am Dienstag bei der Vorstellung ihres Jahresberichts.

Marlene Pfeiffer, Leiterin der Beratungsstelle, verwies auf ein Hygienekonzept, das sich unter wechselnden Rahmenbedingungen für Geimpfte, Genesene und Getestete bewährt habe. Auf den eingeschränkten Publikumsverkehr habe man mit einer Ausweitung der „Zugangskanäle“ reagiert, zum Beispiel durch Beratung per Video. Als neuer Kanal sei auch die kostenlose rechtliche Erstberatung am Telefon oder online eingerichtet worden. Rund 100 Veranstaltungen hätten insgesamt 1500 Verbraucher erreicht.

Mit Blick auf die Jahresstatistik sprach Pfeiffer von 9000 Verbraucheranliegen. In dieser Zahl seien 2600 Rechtsberatungen und -vertretungen enthalten. Bei den meisten Anfragen sei es um das Thema Finanzen gegangen (30 Prozent), dicht gefolgt von Dienstleistungen (25 Prozent). Verbraucher sähen sich weiterhin mit überzogenen Geldforderungen konfrontiert, sagte Pfeiffer, die neben dem „Klassiker“ Schlüsseldienst über Handyverträge sprach.

Sie berichtete von einem 11-Jährigen, der wegen missbräuchlicher Nutzung von Spiele-Apps über 1300 Euro zahlen sollte. Die Beratungsstelle konnte erreichen, dass der Anbieter die Forderung an den Jugendlichen zurücknahm. Der durch Corona verstärkte Trend zum Onlinehandel schafft laut Verbraucherschützern ebenfalls Probleme – etwa in Form „betrügerischer Internetseiten“, die trotz Überweisung keine Ware lieferten.

So verschieden wie die Anliegen sind auch die Klienten der Beratungsstelle, zu denen Jung und Alt, Wohlhabende und Sozialhilfeempfänger gehören. Um Barrieren zu senken, kooperieren Pfeiffer und ihr Team mit der Caritas. Die organisiert Dolmetscher, damit das Beratungsgespräch nicht durch Sprachprobleme erschwert wird.

Auf die Sorgen von Strom- und Gaskunden ging Energieberater Stefan Bürk ein. Deren Situation hätte sich seit November durch die Insolvenz von Billiganbietern deutlich verschlechtert. Bürk nannte das Beispiel einer Verbraucherin, der der Gasversorger von einem Tag auf den anderen gekündigt hatte. Während sie noch auf der Suche nach einem neuen Anbieter war, fiel sie in die Grundversorgung zurück – und musste in einem Monat 1300 statt bisher nur 150 Euro zahlen.

Durch Internetauftritt, Sprechstunden und Onlinevorträge, erklärte der Energieberater, helfe die Beratungsstelle dabei, auf plötzliche Kündigungen des Versorgers zu reagieren und die Suche nach einem neuen Vertrag zu akzeptablen Konditionen anzugehen.

Corona war auch für Umweltberaterin Caroline Pilling eine Herausforderung. Der Lockdown hinderte sie daran, mit ihren Bildungsangeboten an die Schulen zu gehen. Ein Ausweg seien die Ferienangebote gewesen, so Pilling, die im Sommer wieder starteten und in Jugendzentren stattfinden konnten.

Als „neue Bildungsthemen“ erwähnte sie den Schutz von Trinkwasser und die Vermeidung von Plastikmüll. Eine Aktion für alle Generationen setzte Pilling bereits im März 2021 um. Unter dem Motto „Trink Leitungswasser“ folgte eine Gruppe Wuppertaler dem Aufruf, kein Wasser in Plastikflaschen mehr zu kaufen. Der Alternative aus dem Wasserhahn blieben sie denn auch nach der Aktion treu.