Vielfalt gibt es nur noch mit privatem Geld

Die Orchester-Fusion scheint vom Tisch zu sein — und nun?

Wuppertal. Dass die Wuppertaler Sinfoniker mit den Bergischen Symphonikern künftig in einem Boot — oder besser gesagt in einem Orchestergraben — sitzen, scheint immer unwahrscheinlicher zu werden.

Zwar sehen die Oberbürgermeister in Wuppertal, Remscheid und Solingen nach wie vor einem Termin mit NRW-Kulturministerin Ute Schäfer entgegen, mit der sie schon seit Anfang Juni darüber sprechen möchten, ob das Land sich an den anfänglichen Mehrkosten einer Fusion beteiligen würde. Da sich jedoch erwartungsgemäß die Anzeichen dafür verdichten, dass das Land keine Finanzspritze aufziehen kann, dürfte die Fusion nicht zu finanzieren sein.

Aufatmen können die Wuppertaler Sinfoniker und ihre Fans deshalb aber noch lange nicht. Denn die Zukunft ist nach wie vor ungewiss — und Wuppertal muss sich entscheiden. Zumal nicht nur die Sinfoniker eifrig rudern, um — finanziell gesehen — nicht unterzugehen. Auch an den Wuppertaler Bühnen stehen wichtige Entscheidungen an und ist (noch) kein Land in Sicht. Können alle Sparten erhalten bleiben? Findet sich eine Kleine Bühne? Und wie geht es weiter im Schauspielhaus?

Nach der Sommerpause müssen Politiker Farbe bekennen und Prioritäten setzen. Bislang wird versucht, an einzelnen Baustellen Löcher zu stopfen und Schlimmeres zu verhindern. Nun ist es jedoch an der Zeit, den Blick auf das große Ganze zu lenken. Welche kulturellen Schwerpunkte möchte Wuppertal künftig setzen? Möchte man alles erhalten oder stattdessen spezielle Glanzlichter fördern? Wie viel Kultur kann sich die Stadt überhaupt noch leisten?

Das Land hat zwar gerade erst in Aussicht gestellt, klamme Kommunen zu unterstützen, wird dieses Geld aber nicht versenken wollen. Der sogenannte Stärkungspakt ist eine klare Aufforderung zu einem radikalen Sparkurs.

Eines ist deshalb jetzt schon sicher: Die Kultur-Landschaft wird nicht so bleiben, wie sie ist. Wenn sie in der aktuellen Vielfalt erhalten bleiben soll, müssen Sponsoren und Mäzene mit aufs Boot springen.