Vital NRW: „Hauptsache, die Idee ist gut“

Bei einer Informationsveranstaltung konnten Bürger Anregungen geben, welche Projekte gefördert werden sollen.

Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Das Förderprogramm „Vital NRW“ ist angelaufen, und seine Kommunen im Ennepe-Ruhr-Kreis gehen die Umsetzung an. 1,1 Millionen Euro stehen bis zum Jahr 2022 zur Verfügung und wollen auch beansprucht werden — eine Pflicht der angenehmeren Art. Profiteure sind die fünf Städte, die 2016 den Zuschlag vom Land Nordrhein-Westfalen bekommen hatten: Sprockhövel, Ennepetal, Breckerfeld, Gevelsberg (Ortsteile Asbeck und Silschede) und Wetter (Ortsteil Esborn).

Zur Erinnerung: Ausgangspunkt war 2014 die Bewerbung für „Leader“gewesen, ein größeres Programm und mit einer höheren Summe verbunden. Hier ging die Region leer aus, doch sie blieb am Ball: Auf Basis der dafür erarbeiteten Konzepte bewarb man sich daraufhin für die Vital-Ergänzung — und kam zum Zug. Beharrlichkeit hatte sich offenbar bewährt. Das weitere Vorgehen ist heute klar organisiert.

Zentral zusammen laufen die Fäden bei Regionalmanagerin Sofia König, und schon ihr Amt ist gewissermaßen Frucht der gemeinsamen Bemühungen: Ist doch die Finanzierung solch eines Managements selbst Teil der Förderung und stand für die Region fest, sobald klar war, dass sie zu den glücklichen Teilnehmern gehörte. Auflage war weiterhin, noch 2016 einen Verein zu gründen, der Aktive vor Ort bündelte und in die Verantwortung nahm: der Trägerverein Ennepe.Zukunft.Ruhr.

Zum Auftakt lud man nun ins Herzkamper Schützenheim. Für weit gediehene Vorschläge sind Anträge zu stellen, für die Bürger über Managerin König Formulare erhalten. Schon heute aber waren Interessierte ermuntert, zu fünf Ressorts Vorschläge einzubringen, sprich an Tafeln zu notieren. Recht einfallsreich zeigten sich da die Anwesenden, gut vorbereitet oder aber kreativ darin, aus dem Stand sinnvolle Wünsche zu formulieren. Auch wenn zuvor mögliche Probleme schon im Vorgriff angesprochen worden waren, und zwar im Vortrag des Referenten, der als Vorbild gelten konnte: Stefan Pletziger ist Regionalmanager der Region „4 mitten im Sauerland“.

Pletziger vertrat ein Erfolgsmodell, das es noch eine Stufe weiter geschafft hatte: Unter seinen Fittichen ist eine Förderregion des Leader-Programms mit Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg. Er stellte nicht nur Projekte vor, die von der Ehrenamtskneipe bis zur Graffitibeseitigung seine Region seither verbesserten. Ehe die Besucher ans Werk gingen, an Stift und Tafeln also, gab er auch einige Ratschläge auf den Weg, die etwas nach indirekter Mahnung klangen: „Hauptsache, die Idee ist gut. Gönnen können!“

Natürlich mochte sich die Frage stellen, wie wohl überall, wo es um Geld geht: Besteht die Gefahr, dass die einzelnen Initiativen einander beäugen, dass jeder nur den Eigenbedarf sieht? Auch vom Marketing der Stadt gab es da Befürchtungen: „Wichtig wäre, an einem Strang zu ziehen. Das vermissen wir oft.“

Ergebnisse der Vorschlagssuche zeigten immerhin: An Ideen mangelt es nicht. Die gesammelten Anregungen gingen von grundsätzlich bis sehr konkret. Zu Letzterem zählt Miriam Venn von der Flüchtlingshilfe Sprockhövel, die für einen ihrer zwei Vorschläge bereits den Antrag eingereicht hat: einen „Share-Transporter“, der bei Bedarf vor Ort genutzt werden könnte. Um etwa älteren Mitbürgern beim Transportieren von Möbeln zu helfen, stehen demnach längst aktive Geflüchtete bereit: „Nur noch ein Transporter fehlt.“ Venn stand an der Tafel „Soziales“ und bedauerte ein wenig, hier die Einzige zu sein.

Unterm Strich: Viel Umsicht und Einfallsreichtum zeigte sich zum Start in die Förderung. Unter „Wirtschaft“ stand übrigens auch der Eintrag „Lastenfahrräder für Gemeindezentren“, vom Transporter-Wunsch vielleicht gar nicht weit entfernt: Gelingt der Austausch wie von Stefan Pletziger angeregt, mag da noch manches zusammenfinden.