Volkshochschulen-Seminar: Whisky schmeckt nach Meer
Kenner Thomas Mendle erklärt in einem Seminar die Unterschiede und Besonderheiten der beliebten Spirituose.
Wuppertal. Die erste Frage ist die nach „Y“ oder „EY“. „y“ ist die Endung des Wortes, um das sich hier alles dreht und steht für die schottische oder kanadische Herkunft. „ey“ ist die nordamerikanische oder irische Variante bei diesem Getränk. Die Rede ist von Whisky oder Whiskey. Bei diesem ganz besonderen Seminar in der Volkshochschule geht es um schottischen Single Malt-Whisky aus dem hohen Norden.
Kenner Thomas Mendle erzählt den Teilnehmern alles über den Whisky, der aus Gerstenmalz gemacht wird und aus nur einer Destillerie stammt. Mendle gibt seit 2008 Seminare zu diesem Thema — Whisky ist seine Passion. Beruflich ist Mendle Journalist. Die Infos für die Teilnehmer sind entsprechend umfassend: Fotos aus Schottland und eine Tafel für die wichtigsten Begriffe. Zur Landeskunde gehören auch die gälischen Trinksprüche: „Slainte“ hört sich so ähnlich an wie slängsch und bedeutet: Wohlsein.
Im ersten Teil des Abends spricht Mendle über Geschichte und Geographie Schottlands. Vier Regionen sind es, in der der berühmte Whisky gebrannt wird. Wo Wellen und salziger Wind auf die Kaimauer schlagen, geben sie ihren Geschmack auch an die Fässer mit dem kostbaren Nass ab. Algen-Aroma und Meerwasser-Note können das Ergebnis dieser exponierten Lage sein. Diesen Whisky nennt Thomas Mendle den Insel-Whisky.
Beim Hereinkommen sehen seine Gäste schon fünf Gläser auf jedem Gedeck, fingerbreit gefüllt mit verschieden dunkler Flüssigkeit. Sie funkeln im Licht, und es fallen einem Bernstein und Honig zur Beschreibung ein. Ganz sacht zieht ein feiner Duft aus den Tulpen nach oben; aber vor die erste Verkostung hat Mendle noch die ausführliche Charakterisierung der Whisky-Gegenden gesetzt.
Neben den kräftigen Tropfen von den Inseln — das gehe bis zu den Orkneys hinauf — unterscheidet man die Highlands (mit fruchtiger oder blumiger Note, manchmal rauchig) und Lowlands (milder als die anderen). Zu dem Gebiet der Highlands zählt auch Speyside. Diese Gegend im Nordosten Schottlands hat die höchste Dichte von Destillerien. Und nun, da jeder Gegend mehrere Charakteristika zugeordnet sind, geht es endlich ans Kosten.
Zunächst wird die Flüssigkeit vorsichtig im „Nosing-Glass“ geschwenkt — Whisky-Becher sind für die Schotten verpönt, dann wird der Duft tief inhaliert. Ein Tropfen Wasser übrigens verstärkt die Entfaltung der Aromen. Und dann sind endlich die Geschmacksnerven dran: Wie verschieden die vier schmecken!
Die Seminarteilnehmer tauschen sich über Geruch und Geschmack aus — am Ende des ersten Teils haben vier Männer vier Richtige. Und die anderen ein Gefühl dafür, was für ein Abenteuer das Verkosten und Genießen von Whisky sein kann.
Im zweiten Teil geht es um die Herstellung. Auch hier zeigt Mendle wieder Bilder aus Schottland, die sofort die Reiselust entfachen. Jedem Gast hat er wieder vier verschiedene Whiskys kredenzt. Hierbei sind nun Paare rauszuschmecken: Zwei Whiskys, von denen der eine noch in einem Sherry-Fass sein „Finishing“ bekommen hat. Und zwei weitere, die auf dieselbe Art hergestellt wurden, aber unterschiedlich lange lagerten. Auch diesmal wird sich untereinander ausgetauscht; am Ende ist es nur ein Teilnehmer, der die Whisky-Paare richtig zuordnet. Aber schließlich sind alle Teilnehmer Anfänger. Doch eins ist allen klar: Sie fangen gerade erst damit an, sich mit Schottland und seinen Destillerien vertraut zu machen.