Von der Liebe auf Kreta und Rosinenstuten im Altenheim

Regina Radermacher hat gerade erst zwei Romane veröffentlicht — und sitzt schon an ihrem dritten Buch.

Foto: A. Fischer

Zwei sehr unterschiedliche Werke hat die Ronsdorfer Autorin Regine Radermacher im vergangenen Jahr herausgebracht: „Der geteilte Mann“ spielt mit viel Lokalkolorit auf Kreta, „Wo ist der Rosinenstuten“ im Altersheim. Zu Letzterem hat die Autorin viel Bezug: Die gelernte Altenpflegerin arbeitete 22 Jahre als Ausbilderin in der Altenpflege. „Die Szenen habe ich alle so erlebt oder sie wurden mir erzählt“, sagt die 67-Jährige. In dem Buch entschließen sich die Altenpfleger, die Geschichten ihrer Schützlinge aufzuschreiben.

„Was ich damit zeigen will: Man kann mit wenig Zeitaufwand etwas über die Personen erfahren. Dadurch ändert sich das Verhältnis zueinander“, erklärt die Autorin. Liebevoll schildert sie in ihrem Buch die handelnden Personen: Die erfahrene Stationsleiterin, die junge und emotionale Pflegehelferin, die von Liebschaften gebeutelt wird, der geduldige FSJler. Und die Bewohner, von denen jeder bestimmte Wünsche und Gepflogenheiten hat, die anstrengend und goldig zugleich sein können.

In ihrer Geschichte zeigt Regine Radermacher, dass Aufmerksamkeit füreinander den Umgang miteinander erleichtert, dass das Wissen um die Ursache von Handlungen die Geduld deutlich erhöht. Kurzgeschichten und Gedichte hat Radermacher seit vielen Jahren geschrieben. Jetzt hat sie sich erstmals an einen längeren Text gewagt. „Ich wollte etwas Positives über Altenpflege schreiben“, erklärt sie.

Sehr gut vermittelt sie in ihrer Geschichte die Herausforderungen des Alltags im Pflegeheim, aber auch den Zusammenhalt und die schönen menschlichen Momente. Durch die Struktur mit einer Rahmenhandlung und den eingeschobenen Geschichten der Bewohner schafft sie viel Abwechslung. Ihr Sohn Jens Philip Höhmann — hauptberuflicher Physiker — hat hübsche Zeichnungen dazu geschaffen. Besonders die titelgebende Szene wirkt sehr eindringlich, in der sich plötzlich die alten, dementen Menschen verbünden, weil es schon zwei Sonntage lang keinen Rosinenstuten mehr zum Frühstück gab.

Kreta ist für Regine Radermacher wie eine zweite Heimat, seit sie Anfang der 80er Jahre im Urlaub von einer Gruppe kretischer Männer zum Ouzo eingeladen wurde. „Da haben sich sehr intensive Beziehungen aufgebaut.“ Inzwischen spricht sie fließend Griechisch und war sehr häufig dort. Sogar in der Konditorei eines Freundes hat sie früher immer wieder ausgeholfen — so wie es die Figur ihres Buches „Der geteilte Mann“ auch tut.

Darin verliebt sich die deutsche Studentin Christina auf Kreta in einen Griechen. Gleichzeitig wird die Geschichte einer jungen Griechin erzählt, die gegen die Gewohnheit ihres Umfelds nicht heiraten möchte. Detailliert schildert die Autorin die Hafenstadt Heraklion, das lebhafte Treiben auf dem Markt, das Nebeneinander alter und neuer Bauwerke, die Freundlichkeit der Einheimischen.

Der Buchtitel basiert auf einer Statue in Heraklion: Dort reitet ein zweigeteilter Mann auf einem Pferd — sein einer Oberkörper wendet sich einer Frau zu, sein anderer ist bereits weg von ihr in die Ferne gerichtet. Radermachers Mann Harald hat aus der Idee ein Titelbild entworfen, mit den Schatten zweier Paare.

Schon vor längerer Zeit hatte die Autorin die erste Hälfte des Buches verfasst, es dann aber in der Schublade liegen lassen. Jetzt hat sie es vollendet und wie ihren Erstling beim Berliner Beggerow Verlag veröffentlicht.

Inzwischen schreibt sie — neben ihrer Arbeit als Coach für Pflegekräfte — an ihrem dritten Buch, einer Sage über vier Generationen von Frauen. „Ich will zeigen: Was für Verhaltensweisen werden über Generationen weitergegeben? Wo durchbrechen die Frauen sie, wo knüpfen sie daran an, was übernehmen sie?“