Saitenspiel in der Stadthalle Von der Liebe zu Brahms

Das Minguet-Quartett gastierte zusammen mit Gérard Caussé und Alexander Hülshoff in der Stadthalle.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. „Aimez-vous Brahms“? Auf Deutsch: Lieben Sie (Johannes) Brahms? Das war der Titel des letzten Kammermusikabends der Reihe „Saitenspiel“ dieser Spielzeit in der Stadthalle.

Die Antwort ist ganz einfach: Ja. Denn die Kammermusik hat in seinem Schaffen einen hohen Stellenwert. Er war hier trotz seiner konservativen Haltung zum Oeuvre seiner Vorbilder wie Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven auf Erneuerungen bedacht. Und das gelang ihm meisterhaft.

Seine Streichquintette und -sextette tendieren hin zur stimmungsvollen Unterhaltungsmusik, hochwertig durchkomponiert. Zwei von ihnen, das zweite Quintett in G-Dur, op. 111 und das erste Sextett in B-Dur op. 18, standen auf dem Programm. Bei deren Darbietung standen dem renommierten Minguet-Quartett zwei nicht minder profilierte Musiker zur Seite: der Bratschist Gérard Caussé und der Cellist Alexander Hülshoff.

Leidenschaftlich und kraftvoll ließen sie ihre Instrumente erklingen. Dabei wurde nur versäumt, ihre Dynamiken aufeinander abzustimmen. Haupt- und Nebenstimmen, feine Phrasierungen oder die klaren kontrapunktischen Strukturen waren so nur sehr schwer nachvollziehbar. Auch mischten sich gerade beim Quintett sehr viele falsche Töne und Intonationsnachlässigkeiten unter die herrliche Musik.

Von ihnen eingerahmt war das erste Streichquartett des in Wuppertal geborenen Komponisten Ulrich Leyendecker, einer der bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart, 1987 mit dem Von der Heydt-Preis bedacht und mittlerweile in der Pfalz lebend. Er ließ es sich nicht nehmen, in seine Geburtsstadt zu reisen und erlebte eine gediegene Aufführung seines Stücks aus dem Jahr 1978.

Flageoletttöne, gleitende Veränderungen der Tonhöhe (Glissandi) und gezupfte Saiten (Pizzicato) kamen sehr sauber daher. Musikalische Bögen wurden gespannt.

Die Harmonie der Instrumente untereinander war wesentlich nuancierter. So konnten die sensiblen und kontrollierten Veränderungen kleinster Tonstrukturen, ihre Durchdringungen und Überlagerungen verständlich nachvollzogen werden.