Von der nächtlichen Idee zum Patent

In vielen Aufzügen stecken Bauteile von Jürgen Andretzky aus Wuppertal, der seit den 90er Jahren seine eigene Firma hat.

Foto: Stefan Fries

Dass Jürgen Andretzky ein Tüftler ist, merkt man schnell, wenn man mit dem 57-Jährigen durch die neuen Räume seiner Aufzugteile-Firma in der früheren Hatzfelder Kirche geht. Mehrere Maschinen stehen im Produktionsraum, auf den Arbeitstischen stapeln sich die Platinen. Er stellt mit seiner Firma eine Reihe von Bauteilen für Aufzüge her. Das reicht vom Notstromladegerät für die Aufzugbeleuchtung, über Platinen für die Sicherheitsschaltung oder Türsteuerung bis zur Haltekonstruktion für LED-Leuchten im Aufzugschacht.

Ein Leuchten hat Andretzky auch selbst in den Augen, wenn er erklärt, wie er die Maschinen selbst gebaut oder modifiziert hat, um zum Beispiel ein neues Bauteil herstellen zu können. Damit hat der 57-Jährige großen Erfolg: In unzähligen Aufzügen stecken seine Bauteile, er besaß zwischenzeitlich ein Patent und hat gerade ein zweites angemeldet. Ein von ihm konstruiertes und patentiertes Haltesystem für LED-Leuchten verkauft sich mittlerweile in mehreren Ländern. Der gelernte Energiegeräteelektroniker brauchte allerdings eine ganze Weile, bis er seine Berufung als Tüftler und Unternehmer fand. Nach seiner Ausbildung holte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nach, fing ein Studium an, dass er wieder abbrach und arbeitete bei mehreren Unternehmen. Wenn er für seinen Arbeitgeber in Neubauten fuhr und sich die Konstruktionen von Aufzügen ansah, dann fand er bald einiges an Verbesserungsbedarf. „Es gab viele Sachen, über die ich mich geärgert habe“, sagt Andretzky. Und dann begann er zu experimentieren. Und kam schnell zu neuen Lösungen, die er seit Anfang der 1990er Jahre mit seiner eigenen Firma realisiert.

Ein eigenes Notstromladegerät zum Beispiel. Oder eben die LED-Aufzugschachtbeleuchtung. „Das ist das am schnellsten montierte LED-Schachtlicht der Welt“, sagt Andretzky selbstbewusst. Sechs Jahre lang hat er daran getüftelt. Mit dabei ist sein langjähriger freier Mitarbeiter Siegfried Kepper (61), mit dem er eine sehr produktive Zusammenarbeit pflegt. „Manchmal habe ich nachts eine Idee und dann recherchiere ich sofort im Internet und suche nach Lösungen“, sagt Andretzky. „Jeder bringt seine Ideen mit ein und so schaukeln wir uns gegenseitig hoch“, ergänzt Kepper, der gelernter Elektromechaniker mit Elektrotechnikstudium ist. Dann wird ausprobiert und es werden Maschinen entwickelt, um die neuen Bauteile herzustellen. Vieles produziert Andretzky selbst, wenn der Markt kein gutes und bezahlbares Teilprodukt bereithält. So zum Beispiel die Textilbänder, auf denen die LED-Beleuchtung fixiert wird. Weil die Bänder im Einkauf zu teuer waren, baute sich Andretzky kurzerhand eine eigene Webmaschine.

Der 57-Jährige ist begeistert davon, neue Ideen zu entwickeln. „Es macht total Spaß“, sagt er. „Man muss zwar viel herumtüfteln, aber irgendwann kriegt man es hin“, sagt er aus Erfahrung. Und wenn dann ein neues Produkt auf den Markt geht, sei die Vorfreude natürlich groß. Manche seiner Produkte lasse er sich gar nicht patentieren, weil sie ohnehin niemand verstehe - oder weil die Patentierungskosten zu hoch seien, sagt Andretzky. 35 000 Euro hat er in das gerade angemeldete Patent schon investiert.

Sein Patent für die LED-Aufzugbeleuchtung verkaufte er irgendwann. „Da kamen so viele Anfragen, das hätten wir gar nicht bewältigen können“, sagt Andretzky, der nur auf die Unterstützung von Kepper und einer 450-Euro-Kraft zählen kann. Kleine und mittelständische Unternehmen hätten es heutzutage schwer auf dem Markt. „In vielen Fällen sind die Zertifizierungskosten höher als die Einnahmen.“