Die Freie evangelische Gemeinde wird 125

Die Gemeinde wurde 1893 in Vohwinkel gegründet. Bis heute nimmt die Ökumene bei ihr eine ganz bedeutende Rolle ein.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Sie kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Bereits 1893 wurde die Freie evangelische Gemeinde (FeG) Vohwinkel gegründet. Seitdem hat die Glaubensgemeinschaft das christliche Leben im Stadtteil an vielen Stellen mitgeprägt. Auch im sozialen Bereich bringen sich die Mitglieder bis heute ein. Mit derzeit 235 Gläubigen gehört die FeG Vohwinkel zu den größeren freikirchlichen Gemeinden in Deutschland. Dabei spielt das Thema Ökumene eine große Rolle. Der Standort am Westring soll ein Ort des Austauschs für alle Menschen im Wuppertaler Westen sein. Das gilt auch für die Feier zum 125-jährigen Gemeindebestehen. Am Wochenende und in den kommenden Monaten sind dazu verschiedene Veranstaltungen geplant. Die Mitglieder hoffen auf große Resonanz.

„Zum Kennzeichen unserer Gemeinde gehört, dass sie immer theologisch interessiert und offen war“, sagt Pastor Ernst Kirchhof. Diese Ausrichtung habe Gewicht. „Wir bemühen uns heute mehr denn je um ein gutes Verhältnis zu den anderen Konfessionen“, betont Kirchhof. So arbeitet die FeG intensiv beim Kirchentag im Westen mit. Außerdem engagiert sie sich seit 2015 stark in der Flüchtlingsarbeit. Seit einigen Jahren stellt die Gemeinde im Sommer zudem ihre Räume auch für die Stadtranderholung der Diakonie Wuppertal zur Verfügung. „Ziel ist es, den Menschen im Stadtteil den Wert des christlichen Glaubens für das Zusammenleben und das Leben überhaupt zu vermitteln“, erklärt Ernst Kirchhof.

Zweimal im Jahr organisiert die Gemeinde einen Flohmarkt für gebrauchte Kindersachen. Zu den Fußball-Welt- und Europameisterschaften lädt die FeG zum familienfreundlichen Anschauen der Spiele auf einer Großbildleinwand ein. Außerdem tritt der Bläserchor der Gemeinde bei vielen Gelegenheiten auf. Die Chorarbeit hat in der FeG eine besondere Tradition. Aus ihr ging Ende des 19. Jahrhunderts die Gründung der Gemeinde hervor. Noch 1893 wurde mit dem Bau des ersten Gemeindehauses begonnen. Der Zugang lag damals noch an der Falkenhaynstraße. Wie bei allen Freikirchen musste in zweiter Reihe gebaut werden. Grund war der Einfluss der Landeskirchen beim Kaiser. Den geistlichen Würdenträgern war die Abspaltung der Freikirchen ein Dorn im Auge. Die abtrünnigen Gemeinden sollten daher in die Hinterhöfe verbannt werden. Davon ließen sich die Gläubigen in Vohwinkel allerdings nicht beeindrucken.

1912 wurde in den Räumen der Vohwinkeler Gemeinde die erste Ausbildungsstätte für Pastoren der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland eröffnet. Allerdings musste diese während des Zweiten Weltkriegs geschlossen werden. Nach Kriegsende wurde die Schule ins hessische Dietzhölztal-Ewersbach verlegt. In den folgenden Jahren wurde das Gemeindehaus erweitert. Später entschieden sich die Verantwortlichen aber zu einem kompletten Neubau. Nach langen Vorplanungen wurde das Projekt Anfang der 90er Jahre umgesetzt.

Die Räume am Westring sind eine wichtige Schnittstelle für die christliche und soziale Arbeit im Stadtteil. Geblieben ist auch das starke Gemeinschaftsgefühl in der FeG. Sie finanziert sich nicht durch Kirchensteuern, sondern mit freiwilligen Beiträgen der Mitglieder. Diese fallen meist höher aus, als bei den großen Konfessionen. „Sonst würde es nicht gehen“, sagt Ernst Kirchhof. Er und seine Mitstreiter setzen auf eine konstruktive Zusammenarbeit im Stadtteil. Der Presbyteriumsvorsitzende der Evangelischen Gemeinde Vohwinkel Armin Lange befürwortet das. „Diese Offenheit ist sehr positiv und das christlich Verbindende steht für uns alle im Vordergrund“, sagt er.