Von der Piste ins Berufsleben
Beim „Captains Day“ in Düsseldorf knüpft der Trickski-Profi Florian Preuss erste Kontakte für die Zeit nach der aktiven Karriere.
Sprockhövel. Seine Skier hat Florian Preuss zur Sicherheit mit nach Düsseldorf gebracht. Schließlich ist nicht jedem auf Anhieb bewusst, was sich hinter dem Begriff „Freeski Slopestyle“ verbirgt. Auf der Wassersportmesse „Boot“ muss der 25-Jährige allerdings nicht einen waghalsigen Hindernisparcours auf einer Skipiste meistern, sondern sich vielmehr vor zahlreichen Vertretern verschiedener Unternehmen vorstellen und in einem fünfminütigen Vortrag präsentieren. Das Ziel: den Einstieg ins Berufsleben zu finden. „Für mich ist es das erste Mal, dass ich bei so einer Aktion dabei bin. Ich denke, dass das eine große Möglichkeit ist“, so der Sprockhöveler.
Mit Preuss hoffen 17 weitere Spitzensportler aus den verschiedensten Sportarten beim „Captains Day“ darauf, erste Kontakte zu knüpfen und sich auf die Zeit nach der Sportkarriere vorzubereiten. Ein enorm wichtiges Thema, wie Axel vom Schemm von der Sportstiftung NRW, die die Veranstaltung bereits zum siebten Mal organisiert hat, betont: „Eine Befragung der Deutschen Sporthilfe hat gezeigt, dass sich neun von zehn A-Kader-Athleten, die Besten der Besten hierzulande, nicht ausreichend auf das Leben nach dem Sport vorbereitet fühlen.“ Umso wichtiger sei es, frühzeitig die Weichen zu stellen.
Denn wirkliche Berufserfahrung haben die meisten Sportler kaum bis gar nicht vorzuweisen. Das gilt bisher auch für Preuss, der an der Ruhr-Universität Bochum gerade seinen Master in Maschinenbau macht. Was seine berufliche Zukunft anbelangt, hat er schon klare Vorstellungen. „Ich wünsche mir einen Beruf, in dem ich kreativ arbeiten kann, gerne im Bereich Optimierung oder Entwicklung, eventuell auch im Bereich Service Engeneering“, verrät er.
Zudem möchte Preuss seinen Sport noch einige Jahre professionell betreiben. Eventuell kann ihm da die „Zwillingskarriere“ helfen. Dieses Konzept der Sportstiftung NRW soll jungen Athleten eine duale Karriere ermöglichen, damit sie parallel an ihrer sportlichen sowie beruflichen Laufbahn arbeiten können.
Zusammengefasst bedeutet das: Die Sportler erhalten in einem Unternehmen ein Praktikum, eine Trainee- oder Teilzeitstelle, die auf die individuellen Bedürfnisse der Athleten zugeschnitten ist. Sie haben zwar Präsenzzeiten, werden aber für Training und Wettkämpfe freigestellt. Zudem hilft ihnen ein Mentor im Unternehmen.
Dass eine solche intensive Betreuung notwendig ist, zeigt der Trainingsalltag von Preuss. Fast das ganze Jahr verbringt er auf der Piste, dazu kommen noch täglich verschiedene Trainingsschwerpunkte wie Akrobatik, Beweglichkeit, Kondition und Fitness.
Seit fünf Jahren ist Preuss diese Taktung als Profi gewöhnt. Finanziert wird dieses Leben durch Sponsoren und Stipendien. Eine Garantie auf Erfolg bringt das nicht. Zuletzt platzte der Traum von Olympia in Pyeongchang. Der Grund: Preuss scheiterte an der geforderten Punktenorm. Das allein zeigt, wie schnell es in die eine oder Richtung gehen kann. Preuss ist das bewusst. Risiken möchte er — wenn überhaupt — nur auf der Piste eingehen.