Mieten statt bauen Warum die Stadt Wuppertal ein drittes Rathaus beziehen muss
Wuppertal · Analyse Das dritte Rathaus in der Bahndirektion ist eine Notlösung - bietet aber Vorteile.
Am 19. Dezember 2016 beschloss der Rat der Stadt die Entwicklung eines strategischen Raum- und Gebäudekonzeptes zur Nutzung der städtischen Verwaltungsgebäude bis zum Jahr 2030. Zu diesem Zeitpunkt spielte eine Immobilie noch keine Rolle, mit der die Stadtverwaltung nun mit einem Schlag eine Reihe von Problemen lösen will: die Bahndirektion am Döppersberg.
2016 waren die Planungen für ein Factory Outlet Center am Döppersberg aktuell. Die Pläne zerschlugen sich. Überlegungen, dort die neue Verwaltungszentrale der Wuppertaler Stadtwerke einzurichten, ließen sich ebenfalls nicht umsetzen. Plan C präsentierte die Stadtverwaltung zu Beginn dieser Woche. 10 000 von 12 000 Quadratmetern an Bürofläche in der Direktion sollen von der Stadt genutzt werden, außerdem sollen dorthin die Geschäftsstellen des Jobcenters Neumarktstraße und Hofstraße mit weiteren 110 Mitarbeitern verlegt werden. Läuft alles nach Plan, könnte die Bahndirektion ab Ende 2022 von der Stadt als Hauptmieter genutzt werden. Noch sind aber die Verhandlungen mit der Clees-Gruppe, der Besitzerin der Immobilie, nicht abgeschlossen.
Wuppertal hat zwar schon zwei Rathäuser – ein offizielles in Barmen und ein historisches am Neumarkt in Elberfeld – doch die Stadt könnte ein drittes inoffizielles gut gebrauchen. „Wir haben heute rund 25 Verwaltungsstandorte auf die Stadt verteilt, das ist nicht wirtschaftlich und nur schwer zu organisieren“, begründete Kämmerer Johannes Slawig die Idee, den Bürgerservice an zentralen Punkten zu konzentrieren.
Das Straßenverkehrsamt, der Bezirkssozialdienst, Teile des Stadtbetriebs Schulen und das Schulamt, Teile des Sozialamtes vor allem aus dem ehemaligen Versorgungsamt am Haspel sowie das Gesundheitsamt sollen zum Döppersberg ziehen. „Eine örtliche Nähe von Bezirkssozialdienst und Jobcenter bringt Vorteile für die Kunden, denn bei Fragen der Zuständigkeit sind die Wege innerhalb eines Hauses nicht weit“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.
Vorteile für die
Bürger und Mitarbeiter
Verkaufen will die Stadt ihre Immobilien an der Alexanderstraße (Ressort Kinder, Jugend und Familie - Jugendamt/Stadtbetrieb Schulen) und am Willy-Brandt-Platz (Gesundheitsamt). Die Konzentration biete für Mitarbeiter und Bürger Vorteile. „Es wird aber nur zentralisiert, was sinnvoll ist. Die Bürgerbüros in den Stadtteilen sind nicht gemeint“, sagt Martina Eckermann.
Das Gebäudemanagement (GMW) wird voraussichtlich ab Ende des Jahres von der Müngstener Straße ins W-Tec an die Lise-Meitner-Straße ziehen. 2023 läuft der Mietvertrag für das Straßenverkehrsamt an der Müngstener Straße aus. Laut Hans-Uwe Flunkert, Leiter des GMW, werden die Parkplätze am Straßenverkehrsamt an Werktagen von rund 200 Kunden angefahren. Das sei kein Problem am Döppersberg, so die Stadt. Im Gegenteil: Im nahen Umkreis gebe es Parkhäuser und die ÖPNV-Anbindung mit Schwebebahn, Bussen und Bahn. „Die Parkhäuser können 40 zusätzliche Fahrzeuge pro Stunde verkraften“, so die Stadtsprecherin.
Die Bahndirektion biete sich wegen ihrer guten Erreichbarkeit für alle Verwaltungsstellen an, die ein hohes Publikumsaufkommen haben. Das Einwohnermeldeamt bleibt aber am Steinweg. Einen Tapetenwechsel wünschen sich dringend die rund 100 Mitarbeiter des Versorgungsamtes an der B7. Die Räumlichkeiten an der Friedrich-Engels-Allee 76 seien in einem bedenklichen Zustand und weder Kunden noch Mitarbeitern zuzumuten.
Ersatzräume werden auch für die Wohnbauförderung benötigt, die im Altenzentrum Wuppertaler Hof untergebracht ist. „Das Altenzentrum platzt aus allen Nähten und daher steht auch dort ein Umzug an“, sagte Johannes Slawig im November, als der Stadtrat Pläne für den Neubau eines Bürgerzentrums am Barmer Rathaus aus Kostengründen zu den Akten legte. Nach einer Schätzung des Gebäudemanagements hätte der Neubau 15 bis 20 Millionen Euro gekostet.