Offen gesagt Jetzt wird alles besser
Wuppertal · Es kann nicht unverschämt sein, sich als Wuppertaler für das kommende Jahr etwas mehr zu wünschen.
Eines müssen die Wuppertaler ihren Funktionsträgern lassen: Es gibt bestimmt kaum eine zweite Stadt, in der bei so vielen Trägern so wenig funktioniert. Im Grunde ist in den vergangenen zwölf Monaten rein gar nichts so geworden, wie es hätte sein sollen, abgesehen vielleicht von einer Baumschutzsatzung, die außer Grünen und grün gestrichenen Schwarzen allerdings wirklich niemand braucht. Dafür gibt es allerdings immer noch kein Café Cosa und stehen sich dessen potenzielle Besucher auf dem neuen Döppersberg unübersehbar die Beine in den Bauch, während über den neuen Döppersberg nur von Zeit zu Zeit, auf jeden Fall aber unregelmäßig eine ebenso himmelblaue wie unzuverlässige Bahn schwebt.
Das alles passt zur Seilbahn, die erst gar nicht aufgehängt wurde, weil ein großer Teil des Stadtrates zu feige war, seines Amtes zu walten und im Sinne der repräsentativen Demokratie eine Entscheidung für die Gesellschaft zu treffen. Das hat die Gesellschaft dann selbst getan und den Befürwortern des Seilbahnprojektes attestiert, dass deren Argumente ein paar Millisekunden Nachdenken nicht standhalten können. Mit anderen Worten: nichts geht, nichts fährt, nichts bewegt sich in Wuppertal. Das wäre schon in Kleinenbroich ein Problem. Aber hier ist die Rede von einer der 20 größten Städte in Deutschland und der zehn größten in Nordrhein-Westfalen, von einer Stadt, die mehr verdient, weil sie schon so oft bewiesen hat, wozu sie im Stande ist, wenn die richtigen Leute das Richtige im Schilde führen und zur Tat schreiten.
Deshalb kann es gar nicht unverschämt sein, sich als Wuppertaler für das neue Jahr ein wenig mehr zu wünschen. So wäre es zum Beispiel sehr nett, wenn dem ewigen Gerede über das Pina-Bausch-Zentrum an der Kluse endlich ein erster Spatenstich folgen könnte. Das gilt ebenso und mindestens so dringend auch für den schon erwähnten Drogensüchtigen-Treff Café Cosa im Wupperpark Ost. Dazu müssten allerdings noch ein paar schwächelnde Bäume entfernt werden, was übrigens trotz neuer Satzung möglich ist.
Die Chefetage der Stadtwerke wäre gut beraten, wenn sie den Hersteller der Pannenbahn einmal an Dienstleistungspflichten erinnerte oder zumindest so viel Schadenersatz forderte, dass sie Ingenieure beschäftigen kann, von denen klar ist, was sie von Beruf sind.
Und wo es schon um Dienstleistung geht: Höher, weiter, schneller ist zwar eigentlich das Motto zumeist apothekengestärkter Hochleistungssportler, aber das darf auf Dauer kein Grund für Teile der öffentlichen Verwaltung sein, haargenau das Gegenteil zu demonstrieren.
Wenn dann Oberbürgermeister Andreas Mucke noch einmal genau nachschaut, was ihm Bahnvorstand Roland Pofalla in Sachen Bahnhofsanierung versprochen hat und es obendrein sogar einfordert, werden Zugreisende vielleicht schon im Laufe des neuen Jahres und geschätzt drei Dekaden nach Auftreten des Problems nicht mehr Opfer des Verdauungstraktes mehr oder weniger beliebter Federkleidträger.
Nicht auszudenken, dass außerdem die Wuppertaler CDU wieder eine richtige Partei wird und ihrem grünen Junior-Partner nicht länger zum Nulltarif den Steigbügel hält. Gut, das hat mit professioneller Politik zu tun und ist deshalb vielleicht ein bisschen zu viel verlangt. Das wäre ja so, als freundete sich die SPD nach all den Jahren endlich und einig mit ihrem eigenen Oberbürgermeister an. Soweit sollen die Orakeleien für das neue Jahr denn doch nicht gehen. Da wäre es wahrscheinlich ja einfacher, die Schwebebahn auf Vordermann zu bringen und an einem einzigen Tag für das Cafe Cosa und das Pina-Bausch-Zentrum den ersten Spaten in den Boden zu stechen. Beides ist ja nicht weit voneinander entfernt. Es wäre so schön, allein es fehlt der Glaube.
Dennoch steht heute schon ohne jeden Zweifel fest, dass alle Wuppertaler sich auf 2020 freuen dürfen. Das Jahr wird garantiert besser, weil die öffentlichen Funktionsträger alles besser machen. Schlechter geht es ja nicht.