Musikfilm Die Wupper als Kulisse eines Musikvideos

Wuppertal · Ein Musikfilm mit Didgeridoo-Spieler Marvin Dillmann erinnert an die Abhängigkeit von Mensch und Natur.

Marvin Dillmann ist Wuppertals einziger Didgeridoo-Spieler.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Klang des Didgeridoos ist unverwechselbar: tief, organisch und irgendwie urtümlich. Vielleicht hat es damit zu tun, dass das Instrument bei einem neuen Musikkurzfilm auftaucht, der um die Verbindung Mensch – Natur kreist: Marvin Dillmann spielt es im von ihm mitinitiierten Projekt „Water Music x Dance“ – ein Werk mit Didgeridoo, Tanz und Klavier.

Die „Rückverbindung zur Natur“ ist hier Dillmanns großes Thema. Er sagt: „Wir Menschen wähnen uns unabhängig, doch waren, sind und bleiben wir ein Teil von ihr.“ Daran zu erinnern ist Anliegen des Projekts, bei dem zweierlei Musik und Tanz auf einem besonderen Akteur treffen: das Wasser.

Denn Schauplatz des Musikclips ist die Wupper: Elisa Osborne agiert darin stumm zu den Klängen der Musiker. Groß und unbeirrbar die Gesten, kein Denken etwa an Frieren im Wasser: Der Fluss wird Kulisse.

Und doch ist es eine Reflexion über Natur und Naturgewalt: Mal wirkt die Beziehung nach Einklang, dann eher nach Kampf, wie hin- und hergerissen arbeitet die Tänzerin sich am nassen Element ab. Am Ende, scheint es, steht Beruhigung, Klärung, vielleicht Versöhnung.

Dillmann hat lange Straßenmusik gemacht, heute füllt er längst international Hallen, teils mit Tausenden Zuschauern. So arbeitet er mit Arijit Singh zusammen, einem Star der indischen Bollywood-Szene. Im heimischen Wuppertal aktiv ist er seit Jahren gemeinsam mit Daniel Bark, dem Pianisten, der jetzt auch „Water Music x Dance“ mitgestaltet.

Die Töne des Instruments australischer Aborigines

Klavier auf der einen Seite, Didgeridoo auf der anderen, das Dillmann selbst als Rhythmusinstrument bezeichnet: sicher keine alltägliche Kombination. Doch umso mehr mag daher einleuchten, was beiden bei den Gemeinschaftswerken wichtig ist: das Zusammenwirken und Aufeinander-Achten. Denn so sehr man die Töne des Instruments australischer Aborigines auch als meditativ wahrnehmen mag: Wert legt Dillmann darauf, beim Spielen „wach“ zu sein, und aufs wechselseitige Reagieren.

Im Gespräch verwundert kaum, dass Dillmann wiederholt vom „Fließen“ spricht, und das nicht nur, weil der Film einen Fluss zeigt. Denn fließend kommen auch Osbornes Bewegungen daher, auch wenn sie auf einen Fels im Wasser reagiert und sich für Sekunden an ihn schmiegt, mit ihm eins zu werden scheint.

Das passt wohl zu einer weiteren Dauer-Kooperation: Dillmann spielt auch mit und für einen Meister des Sufi, und ein großer Name in dieser islamischen Mystik war der mittelalterliche Dichter. Ihn zitiert der Wuppertaler gern mit dem Satz: „Spieler sind Zuhörer, und Zuhörer sind Spieler.“ Aufmerksamkeit für Pianist Bark oder sonstige Mitstreiter gehört fest zu seinem musikalischen Selbstverständnis.

Das Duo kooperierte vergangenes Jahr auch bei dem Live-Experiment im Stadthallengarten, das dem aktuellen Musikfilm vorausging: „& Dance“ hieß im Sommer 2021 zunächst eine Performance im Stadthallengarten beim Kulturfestival, und auch Elisa Osborne war schon damals dabei. Seinerzeit zusammen mit den Musikern auf der Bühne steht sie beim Video nun im Blickpunkt. Das fertige und bei Youtube verfügbare Video basiert auf diesem Material, und das heißt auch: Es ordnet neu an und verfolgt damit eine Dramaturgie.

Der Film zeigt nun nicht Osbornes getanzte Abfolge, sondern ist Ergebnis der Bearbeitung durch Jana Dillmann, Filmemacherin und Marvin Dillmanns Frau. Nun erzählt es eben vom Verhältnis des Menschen zur Natur, wie es sein kann – und vielleicht sollte. Marvin Dillmann ist jedenfalls überzeugt: „Nur wenn wir uns wieder als gefühlter und lebendiger Teil der Natur erkennen und unsere Sicht- und Lebensweise ändern, wird das Überleben der Menschheit und das Überleben unserer Mitgeschöpfe und der gesamten Biosphäre auf diesem Planeten möglich sein.“