Wuppertal Wenn die eigene Villa zur Baustelle wird
Vor einem Jahr riss der historische Heizkessel im Haus der Schneiders. Jetzt wird eine neue Heizung eingebaut. Der Umbau im Alltag bedeutet für die Denkmalbesitzer Stress pur.
Zooviertel. Sie leben im Denkmal — und gleichzeitig auf einer Baustelle. Seit zwei Wochen haben die Eheleute Reinald und Barbara Schneider ständig Handwerker im Haus. „Alles fühlt sich immer mehlig an“, sagt Barbara Schneider — denn alles ist voller Staub.
Das liegt am Ausmaß der Arbeiten in ihrem Haus. Den Schneiders ist im vergangenen Jahr der Kessel ihrer historischen Niederdruck-Heizanlage gerissen. Deswegen muss in dem Denkmal an der Kaiser-Wilhelm-Allee gerade eine komplett neue Heizungsanlage eingebaut werden — inklusive eines Kompletttauschs aller Heizungsrohre und vieler offener Wände.
„Die Leitungen waren mit Lehm und Stroh gedämmt“, erklärt Reinald Schneider, „das staubt ohne Ende“. Beim ersten Öffnen habe es eine riesige Staubwolke gegeben. Deswegen haben die Schneiders soweit es geht alle Möbel in Folie verpackt. Das hilft aber nur bedingt. So versuchen auch die Handwerker ihren Beitrag zu leisten. Die haben in vielen Räumen mit Folie Trennwände aufgebaut, hinter denen sie arbeiten. Wirklich leben kann man in dem Haus aber derzeit trotzdem nicht. Und das liegt nicht nur an den Arbeiten, sondern nach wie vor am Grundproblem — der fehlenden Heizung.
Wärme gibt es derzeit nur im Wohnzimmer, wo ein alter Kacheloffen angefeuert wird, in einem Kellerraum, dessen Wände trocknen müssen, und im Bad — wohin sich Barbara Schneider schon einmal zurückzieht, um in der Wärme des Heizlüfters Zeitung zu lesen. Und so ging es bereits den ganzen vergangenen Winter — jetzt hoffen sie auf eine funktionierende neue Gasheizung.
Bis dahin war es ein weiter Weg. Einer, der von beiden Ehepartnern anders wahrgenommen wird. Ein Ordner mit allen Unterlagen zu der Anlage zeugt davon. Reinald Schneider hat ihn mit einem Doppeltitel versehen: „Supergau Heizung/Operation Zukunft“. Barbara Scheider sagt, er weine der alten Anlage noch nach — und habe sich lange darum bemüht, noch Ersatz für die alte Anlage zu finden. Sie freue sich auf das, was kommt — eine neue Heizung.
Egal, wie sie es einschätzen, tragen müssen die Last beide. „Normalerweise muss man so einen Umbau einmal im Leben schultern“, sagt Reinald Schneider. „Das haben wir vor 40 Jahren.“ Jetzt müssen sie da noch einmal durch. Und dafür mussten sie sich auch noch verschulden. Sie haben für den kostspieligen Umbau einen Kredit aufnehmen müssen, den sie die kommenden Jahre abzuzahlen haben. Sie sagen, das seien sie sich schuldig — und ihren Kindern, da sie allesamt das Haus liebten. Und das seien sie dem Haus schuldig, in dem sie 40 Jahren gerne gelebt hätten und das vielleicht das einzige in der geschichtsträchtigen Straße ist, dass noch nicht umgebaut worden sei.
Trotzdem sei das eine Last, die auch an die Substanz gehe. Und das zeigt sich schon an scheinbar Alltäglichem. Barbara Schneider ist grade erkältet — auskurieren kann sie sich aber nicht. „Ich habe schon überlegt, zu den Nachbarn zu gehen, um mich mal hinzulegen“, gesteht sie — mit sechs Handwerkern im Haus, die Wände aufbohren und Rohre verlegen, ist das kein Wunder.
In zwei Wochen soll die Baustelle abgeschlossen und die Gasheizung testfähig sein. Wenn es richtig kalt wird, funktioniert die neue Anlage dann hoffentlich. Und die Schneiders können dann in wohliger Wärme den ganzen Staub aus dem Haus kehren.