Werther Brücke ist Nummer 1
Die WZ befragte ihre Leser im Internet, welche Schwebebahnstation ihnen am besten gefällt. Der Barmer Jugendstil hat die meisten Fans.
Wuppertal. Ab Ende Oktober sollen die ersten Schwebebahnen der neuen Modellreihe den regulären Fahrbetrieb aufnehmen. Damit wäre die Sanierung des Wuppertaler Wahrzeichnens nach mehr als 20 Jahren Bauzeit abgeschlossen. Die WZ fragte deshalb auf ihrer Internetseite, welche Schwebebahnstation den Wuppertalern am besten gefällt. Klarer Sieger: Die Station Werther Brücke.
Das Ergebnis ist keine Überraschung, denn die Station in Barmen ist Sinnbild der Nostalgie, die in dem hochmodernen Verkehrsmittel mit an Bord ist. Die Wuppertaler hängen an ihrer Schwebebahn — emotional und ganz rational, denn ohne sie ist ein reibungsloser Verkehr im engen Tal der Wupper kaum denkbar. Nach Angaben der Stadtwerke sind seit der ersten Probefahrt am 5. Dezember 1898 rund 1,5 Milliarden Menschen mit der Schwebebahn gefahren.
Mit 26 Prozent der knapp 1000 auf der Internetseite wz.de abgegebenen Stimmen liegt die Station Werther Brücke in der Gunst der teilnehmenden Leser ganz oben. Die Stationen Vohwinkel und Zoo/Stadion erhielten je zehn Prozent der Stimmen. Auf den weiteren Plätzen folgen die „modernen“ Stationen Ohligsmühle (acht Prozent) und Kluse (sechs Prozent).
Im Trend liegt WSW-Chef Andreas Feicht mit seinen Vorlieben: „Meine Top 3 sind Werther Brücke wegen des äußeren Erscheinungsbilds Vohwinkel als optimaler Verknüpfungspunkt zum Beispiel zu den O-Bussen nach Solingen sowie der Dienstleistungen und Ladenlokale im Bahnhof sowie die Ohligsmühle. Wenn sie mich zu einer Entscheidung zwingen, sage ich Ohligsmühle. Das ist meiner Meinung nach eine wunderschön geräumige und lichtdurchflutete Anlage mit breiten Treppen und einer klasse Anbindung an die Elberfelder Innenstadt, aber auch in Richtung Islandufer und Johannisberg.“
Oberbürgermeister Andreas Mucke legt sich auf die Werther Brücke als schönste Schwebebahnstation fest. „Wenn ich mich noch für eine der modernen Stationen entscheiden darf, dann wähle ich die Kluse. Von der Architektur bin ich begeistert.“
WZ-Leser Norbert Bernhard ist ebenfalls vom Jugendstil der Werther Brücke besonders angetan. „Vom Möhring’schen Döppersberg abgesehen, war die alte Rathausbrücke die schönste Haltestelle, zumindest bis zum letzten Krieg. Die Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen setzte selbst Portalstützen wie auf der Landstrecke auf ein Gerüst, um auch ja nicht den Jugendstil-Eindruck der Station zu stören. Leider hat man es beim Nachbau der Werther Brücke versäumt, auf die alte Niettechnik zurückzugreifen. So bleibt bei dem markanten geschweißten Längsträger der Eindruck einer Disney-Bahn, den man eigentlich gerade vermeiden wollte“, kritisiert Bernhard. Hans Wiegand hat einen anderen Blickwinkel auf die Schwebebahn: „Mir gefällt am besten die Endstation Oberbarmen, da kann ich in die Werkshalle und auf die Wendeschleife sehen. Was mir gar nicht gefällt: Seit Fertigstellung der Station fehlt auf der Abfahrtsseite eine Glasscheibe. Die Stelle ist notdürftig gesichert und sieht scheußlich aus. Vielleicht könnte man das mal ändern.“
20 Schwebahnstationen gibt es — im Grunde ist jede ein Unikat. Das liegt schon in der Entstehungsgeschichte der Schwebebahn begründet, denn auf der Barmer Strecke sollten nach Wunsch der Barmer Stadtväter nur zwei repräsentative Stationen entstehen. Das waren die Rathausbrücke (heute Alter Markt) und die Werther Brücke. Die Beschränkungen auf der Barmer Strecke boten zwei Vorteile. Die Strecke wurde schlanker trassiert und damit schneller gemacht und sie war preiswerter als der Elberfelder Streckenabschnitt.
Diskussionen um das Geld gab es bekanntlich auch bei der jüngsten Modernisierung der Schwebebahnstationen. Einige wurden komplett neu gebaut, andere nach historischem Vorbild neu erreichtet. Das beste Beispiel dafür ist die Station Werther Brücke, die nach jahrelangen Diskussionen mit Hilfe von Landeszuschüssen und Kosten von neun Millionen Euro „formidentisch“ wieder aufgebaut worden ist. Im August 2013 wurde sie feierlich eröffnet und ist seitdem barrierefrei über einen Aufzug erreichbar. 329 Tonnen Stahl und 27905 Nieten wurden verbaut.
„Die Werther Brücke ist einer der Höhepunkte des Schwebebahnumbaus“, sagte damals der WSW-Vorstandsvorsitzende Feicht — und da geben ihm sicher viele Wuppertaler recht.