Campus Wuppertal Wie die Universität zur Fahrrad-Uni wird
Elberfeld · Wenige Studenten und Mitarbeiter kommen mit dem Rad. Es gibt Vorschläge, um das zu ändern.
. Das Parkhaus B am Uni-Campus Grifflenberg ist diese Woche gesperrt. Eine anstehende Sanierung wird vorbereitet. Rund 800 Parkplätze fallen dadurch weg – wenn auch in der vorlesungsfreien Zeit. Matthias Greiling (42), Mitarbeiter im Zentrum für Informations- und Medienverarbeitung (Zim), Pedelec-Fahrer und Betreiber des Blogs Uni-Radler nimmt das zum Anlass, zum Radfahren aufzufordern. Im Uni-Kiosk bietet er Kaffee auf seine Kosten für alle, die mit dem Rad kommen - die ganze Woche lang.
Radfahren ist an der
Uni praktisch kein Thema
Die Uni hat Rad-Themen aktuell stark im Fokus. Sie bekommt eine Stiftungsprofessur zum Thema „Planungswerkzeuge für den Radverkehr der Zukunft“, das Projekt „Fresh Brains“ hat gerade den Deutschen Fahrradpreis bekommen und Mitarbeiter Tim Holthaus hat gerade die Betreuung der Berliner App „Simra - Sicherheit im Radverkehr“ für Wuppertal und Umgebung übernommen (WZ berichtete). Aber faktisch ist Radfahren an der Uni oder bei Studenten und Mitarbeitern ein Randthema.
Laut Jasmine Ait-Djoudi, Leiterin Universitätskommunikation, hat die Uni an allen Campus 2500 Parkplätze - und etwa 125 Fahrrad-Abstellbügel. Letztere sind von der Uni in einem Projekt mit der Stadt aufgestellt worden, um die Radverkehrsinfrastruktur an der Uni und in der Stadt zu verbessern. „Die Nutzung ist in den Sommermonaten gut, derzeit aufgrund des Wetters geringer.“
In Zahlen heißt das: Unter Studenten nehmen, je nach Campus, 22 bis 24 Prozent das Auto; unter Mitarbeitern 53 Prozent. Das Fahrrad taucht bei den bevorzugten Verkehrsmitteln weit hinten auf: zumindest bei Studenten liegt es bei unter zehn Prozent. Das geht aus Zahlen des Forschungsprojekts „BMM Hoch drei – Betriebliches Mobilitätsmanagement im Bergischen Städtedreieck“ hervor, wie Prof. Ulrike Reutter (Öffentliche Verkehrssysteme und Mobilitätsmanagement) erläutert.
Greiling weiß, es gibt Fahrradfahrer an der Uni, auch wenn man die Räder nicht sehe. Teure Räder würden mit in die Büros genommen, in die Labore, sagt Greiling. Trotzdem gibt es zu wenige Radfahrer, trotzdem passiert aus seiner Sicht zu wenig, gibt es zu wenig Bewegung. So gebe es Fahrradständer die kaum zu erreichen seien. Aus seiner Sicht ist aber viel wichtiger als Anreize für das Radfahren zu schaffen, das Autofahren weniger attraktiv zu machen. Etwa durch weniger oder nicht mehr kostenfreie Parkplätze. Ulrike Reutter stimmt ihm aus wissenschaftlicher Sicht zu. Es müsse eben immer Push- und Pull-Faktoren geben – also Zuckerbrot und Peitsche. Reutter sagt, als Anreize für mehr Radverkehr hätte das Forschungsprojekt ergeben, dass etwa mehr Abstellanlagen, Duschen und Umkleiden für Radfahrer gut wären, die Möglichkeit, Dienstpedelecs zu nutzen oder Kampagnen für den Radverkehr. Gleichzeitig müsste aber das Autofahren erschwert werden – etwa durch Umwandlung von Parkplätzen in Radabstellflächen oder eben Bewirtschaftung. Das ist laut Sprecherin Ait-Djoudi aber nicht geplant. Greiling zeigt sich enttäuscht: „Solange die Parkplätze kostenfrei sind, wird sich nichts tun.“
Ait-Djoudi verweist aber darauf, dass die Uni sich mit der „leider nicht erfolgreichen Unterstützung des Seilbahnprojekts“ einen „Versuch der Umlenkung vom Auto auf einen umweltverträglicheren Verkehr“ unternommen habe. Darüber hinaus hat die Uni sich für die verkehrsberuhigte Zone an den Neubauten am Grifflenberg eingesetzt, um die Sicherheit der querenden Fußgänger zu erhöhen.
Wie man zur Uni komme, hänge aber nicht nur an der Infrastruktur an der Uni, ist Greiling überzeugt. Er habe Kolleginnen und Kollegen, die eher wegen der Radverkehrsführung im Tal nicht mit dem Rad kämen. „Robert-Daum-Platz oder der Döppersberg, das sind neuralgische Punkte“. Da müsse man ansetzen. Das sagt auch Ulrike Reutter aus Sicht der Wissenschaft: „Es geht um die Wege zu den Standorten, nicht die Wege an den Standorten.“