Familienvortrag Junior Uni: Wie Wickie den Lumperich mit Mathematik austrickste
Wuppertal · Beim Familienvortrag der Junior Uni hatte Mathematikprofessor Matthias Ehrhardt ein anschauliches Beispiel für binäres Rechnen.
Bei den Wuppertaler Kindern braucht sich der Herr Lumperich mit seinem „Nimmspiel“ nicht sehen zu lassen. Zumindest bei denen nicht, die zum ersten Familienvortrag des Jahres in die Junior Uni gekommen waren. Das hat er Matthias Ehrhardt zu verdanken. Er ist Professor an der Bergischen Universität am Lehrstuhl für Angewandte Mathematik. Und er hatte eine Folge von „Wickie und die starken Männer“ mitgebracht. In der kommt dieser Lumperich in das Wikingerdorf Flake und nimmt den starken Männern Goldmünze um Goldmünze ab.
Lumperich gewinnt
beim „Nimmspiel“ immer
Und das geht so: Aus einem Haufen von 17 Sachen, die Wikingerherzen höher schlagen lassen – Schwerter, Ringe und Ketten – darf sich jeder pro Zug ein, zwei oder drei Dinge nehmen. Dann ist Lumperich dran. Wer zum Schluss eine schwarze Schatulle nehmen muss, hat verloren. Für den Wikinger wäre dann seine eingesetzte Münze weg. Gewinnt er, darf er sich ein Stück frei aussuchen.
Dazu kommt es aber nie. Während die starken Männer über die klassische Wikingerlösung nachdenken – Lumperich verprügeln und die Münzen wiederholen, macht sich Wickie mit Kieseln daran zu ergründen, wieso Lumperich immer gewinnt. Und dann tritt er gegen den Gauner an.
Im Foyer der Junior Uni waren alle Stühle hingestellt worden, die verfügbar waren. Alle anderen Gäste mussten an den Wänden stehen. Für einige wenige waren ganz vorne große Kuschelkissen ausgelegt. Deutlich mehr als 200 Menschen waren gekommen – Kinder, Eltern und Großeltern.
Sie sahen erst im Film, wie Wickie gegen Lumperich gewinnt. Dann fragte Ehrhardt: „Hat jemand eine Idee, wie er das gemacht hat? Und warum die anderen Wikinger verloren haben?“
„Die haben zu viel genommen“, rief ein Kind. Aber die ethische Betrachtung des Problems führte diesmal nicht zum Ziel. „Das hat was mit gerade und ungerade zu tun“, kam der nächste Vorschlag. Das ging schon mal in die richtige Richtung. Dann meldete sich ein Junge und führte die Lösung am Flipchart vor. Man müsse über das binäre System gehen, „so rechnen Computer und Handys“.
Für alle, die seine – völlig korrekten – Ausführungen nicht ganz nachvollziehen konnten, hatte Ehrhardt einen anschaulicheren Weg vorbereitet. 17 Dinge kann man sich als Addition von viermal 4 und einmal 1 (die Schatulle) denken. Wie viel auch immer ein Wikinger nimmt, Lumperich muss nur auf 4 ergänzen – dem Krieger bleibt am Ende immer die Schatulle.
Ludwig Erhardt kam
gegen den Rechner nicht an
Danach ging es um schwierigere Varianten des Nimmspiels. In denen man ohne binäres Rechnen nun nicht mehr auskommt. Aber dem zu folgen, brachte auch so manchen Erwachsenen an seine Grenzen. Zum Trost: Bei der Berliner Industriemesse 1951 habe ein Rechner den damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt dreimal hintereinander geschlagen, so Professor Ehrhardt. Kanzler Adenauer sei darauf hin gar nicht mehr angetreten. Nun, die Kinder der Junior Uni hätten jetzt eine deutlich bessere Chance.
„Ganz gut“, bewertete Jonathan (10) den Vortrag. „Gegen Ende war das aber mehr für Erwachsene. Das war schon höhere Mathematik.“ „Gut, ich mag Mathe“, sagte Tim (9). Hat er alles verstanden? „Den Anfang ja.“ Und Sarah (10) sagt: „Gut. Er hat gut erklärt.“ Das Wikingerspiel habe sie verstanden. Den Rest nicht so. „Aber das Wickiespiel wollen wir mal selber machen.“
Eine kleine Gruppe Kinder stand hinterher noch mit Matthias Ehrhardt zusammen und fachsimpelte. Auch der Junge, der am Flipchart geschrieben hatte, war dabei. Der malte dann noch eine scherzhafte Spielerei zum binärem System und Dezimalsystem auf die Tafel. Der Professor konnte ihm folgen.