FAG Schaeffler: 750 Jobs bedroht?

Nach Angaben der IG Metall soll die Belegschaft im ehemaligen Kugelfischer-Werk in Varresbeck halbiert werden.

Wuppertal. Im FAG-Schaeffler-Werk in Varresbeck droht 750 der 1500 dort beschäftigten Mitarbeiter die Kündigung. Das haben der Betriebsrat des Werks und die Gewerkschaft IG Metall nach eigenen Angaben am vergangenen Freitagnachmittag von der Unternehmensleitung erfahren. Als Grund für die beabsichtigte Stellenstreichung sei die kriselnde Windenergie-Sparte des Wuppertaler Werks angegeben worden: Die habe im vergangenen Jahr erhebliche Verluste eingefahren, wie Wuppertals IG-Metall-Geschäftsführer Torsten Lankau der WZ bestätigte.

Für die drastischen Stellenabbau-Pläne gebe es dennoch kein Verständnis bei der Gewerkschaft, wie Lankau am Sonntag betonte: „Die Flaute bei der Windenergie kann nicht für die Halbierung des Standortes herhalten“, so der Gewerkschafter. Schließlich mache die Windenergie-Sparte nur ein Viertel der Produktion im ehemaligen Kugelfischer-Werk an der Mettmanner Straße aus. Und: 2012 hätten alle Schaeffler-Mitarbeiter angesichts der insgesamt guten Zahlen beim Unternehmen noch eine Gewinnbeteiligung erhalten.

Daher habe die IG Metall am Freitag alle Gespräche mit der Geschäftsleitung über die Zukunft des Werks abgebrochen — Torsten Lankau: „Wir reden nicht über Stellenabbau.“ Die Gewerkschaft hatte eigentlich gemeinsam mit dem Betriebsrat geplant, die Arbeitgeberseite auf eine „Wuppertaler Erklärung“ zur Zukunftssicherung des Standorts zu verpflichten.

In dieser setzt die Gewerkschaft auf die Verbesserung von Produktionsprozessen unter Beteiligung der Mitarbeiter, bei gleichzeitigem Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen. Ein weiterer Vorschlag: das Werk mit Blick auf die Energiewende noch stärker als bisher als Zuliefer-Standort für die Windkraftanlagen-Industrie zu positionieren.

Doch gerade die nach wie vor schleppende Energiewende ist es, die diese Pläne zur Makulatur werden lässt — so ist im Werk aktuell Kurzarbeit angesagt. Was den Wuppertaler Betriebsrat besonders verbittert: Die 1500 FAG-Beschäftigten haben bereits 2007 in einen Standortsicherungs-Tarifvertrag eingewilligt, der unter anderem unbezahlte Mehrarbeit vorsieht. Doch offenbar reicht das der Geschäftsführung nicht mehr aus, um die Rentabilität des Werks sicherzustellen.

„In wirtschaftlich stabilen Zeiten bei den Beschäftigten Geld für die Standortentwicklung einsammeln und beim ersten Gegenwind die Zukunftsvereinbarung aufkündigen, das ist völlig unverantwortlich“, hieß es am Sonntag von der Betriebsratsvorsitzenden Stefanie Schmidt. Die IG Metall hat daher die Geschäftsleitung aufgefordert, über Alternativen zum Personalabbau zu verhandeln. Von der Schaeffler-Gruppe war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen — im Werk wird sonntags nicht gearbeitet.