Inkasso Becker: Mitarbeiter kämpfen um Haustarif
Geschäftsführung lehnt Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi ab.
Wuppertal. Inkasso-Unternehmen sind im eigenen Interesse eher zurückhaltend. Beim Wuppertaler Traditions-Unternehmen Inkasso Becker (160 Mitarbeiter) ist es drei Jahre nach der Übernahme durch den internationalen Finanzdienstleister GFKL aus Essen vorbei mit der Zurückhaltung. Die Gewerkschaft Verdi droht der Geschäftsführung nach der Mitarbeiterversammlung am Mittwoch mit Arbeitskampf.
Hintergrund sind Auseinandersetzungen um einen mit den Beschäftigten ausgearbeiteten Haustarif. Bei Inkasso Becker gibt es nach Verdi-Angaben keine transparenten kollektiven Gehalts-Vereinbarungen. Die Entlohnung werde individuell in den Arbeitsverträgen geregelt - mit laut Verdi krassen Differenzen. So müssten langjährige Beschäftigte mit 1400 Euro brutto auskommen. Andere erhielten mehr als 2600 Euro. Bei den Abteilungsleitern liege die Spanne, so Verdi-Geschäftsführer Dietmar Bell, zwischen 2200 und 4800 Euro. Für Bell ein Entlohnungssystem, das "völlig antiquiert und nicht mehr tragbar ist". Auch einen Betriebsrat gibt es bei Inkasso Becker noch nicht allzu lange. Mit der Vorlage eines Haustarif-Entwurfs wolle man für eine Normalisierung der Beschäftigungsverhältnisse sorgen.
Verhandlungen über einen Haustarif seien aber von der Geschäftsführung abgelehnt worden. Man sehe keinen Handlungsbedarf. Stattdessen habe GFKL intern gehandelt und die Wuppertaler Beschäftigten in einer Mitarbeiterversammlung mit ihrer Sicht der Dinge vertraut gemacht. Nach Angaben von Betriebsrats-Mitgliedern habe man damit gedroht, bei Streik-Maßnahmen ein Drittel der Forderungen von Inkasso Becker abzuziehen. Dies habe auch Auswirkungen auf den Personalbestand. Man sei aber bereit, mit dem Betriebsrat über eine Vereinbarung zu reden, heißt es. Das Angebot wurde von der Arbeitnehmervertretung mit Verweis auf Verdi und die Rechtslage abgelehnt.
Forderungen werden von Inkassounternehmen im Auftrag von Gläubigern bei zahlungssäumiger Kundschaft eingetrieben. Inkasso Becker ist Branchenführer im Bereich der Fitnessunternehmen und hat zudem 2007 rund 115000 Forderungen eines Versandhauses übernommen.
Bell bezeichnete die Ankündigung der Geschäftsführung als "unanständige Drohung" und unterstellt Inkasso Becker eine Niedriglohn-Politik. Verdi will nun Gespräche mit der Konzernspitze in Essen führen. Es sei nicht auszuschließen, dass es zu Streikaktionen komme.
Eine Anfrage der WZ bei der Geschäftsführung von Inkasso Becker blieb bis zum Mittwochabend unbeantwortet.