Jobgefahr in der Boom-Branche?

Gesundheitswirtschaft: Rosige Zeiten werden im Wachstumsmarkt offenbar gar nicht erwartet.

Wuppertal. Goldgräberstimmung attestierte Birgit Fischer von der Barmer Ersatzkasse ihrer Branche. Ihr Vortrag "Boom Gesundheitswirtschaft?" leitete im Plenarsaal der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid eine Diskussionsrunde ein, die zwischen den Zeilen bedenkliche Perspektiven dieses Wachstumsmarktes erkennen ließ. Die scharfen Fronten, die man durchaus hätte erwarten dürfen, blieben freilich aus.

Unausgesprochen blieb vor allem eine Frage. Fischer hatte von einem rundum expandierenden Markt, hohem Finanzpotential und einem erfreulichen Qualitätssprung gesprochen. Welche Berechtigung also hat die Gebetsmühle, aus der unablässig das Stöhnen und Ächzen derer dringt, die Gesundheitsangelegenheiten zu ihrem Beruf gemacht haben?

Fünf Damen erschienen zum "Managerinnen-Talk", um Gesundheit von ihrer Warte aus zu betrachten. Viele Akteure, die ihre Eigeninteressen in den Vordergrund stellen und nicht an einem Strang ziehen, das hatte Birgit Fischer beklagt. Die Runde lieferte dafür ein - wenn auch nur unterschwellig erkennbares - Beispiel. Gertrud Ahr von der Bayer HealthCare AG beklagte die sinkende Position des Konzerns im internationalen Ranking und leitete daraus limitierte Mittel für die Zukunft ab, letztlich also weiteren Stellenabbau inmitten einer Goldgräberstimmung.

Yvonne Witusch von der BKK Vorwerk sah ihre Betriebskrankenkasse durch gesetzliche Hürden im Nachteil gegenüber anderen Kassen und vermutete ebenfalls eine sinkende Zahl an Arbeitsplätzen, zumindest in den klassischen Bereichen ihres Hauses.

Für die Wuppertaler Apothekerin Monika Beerbaum stand fest, dass es in Zukunft eher um Erhalt als um den Zuwachs an Stellen gehen wird, wobei auch sie die Apotheken im Würgegriff gesetzli cher Bestimmungen und dadurch im Wettbewerbsnachteil sah. Wachsende Bildungsdefizite, sinkende Lukrativität und Attraktivität ihrer Branche machte Ute Knoop, Geschäftsführerin der Solinger St. Lukas Klinik, aus und prognostizierte einen drohenden Mangel an Ärzten und Pflegepersonal.

Frauke Türk von der Gesundheitskonferenz der Stadt Remscheid fügte das noch fehlende Klagelied hinzu, nämlich die chronisch leeren Kassen der Kommunen.