Sorge um das Weihnachtsgeld

IG Metall: Mehr als 2500 Beschäftigte in Wuppertal bekommen ihre Gratifikation später oder gar nicht.

Wuppertal. Etliche Wuppertaler Unternehmen haben offenbar Probleme, das Weihnachtsgeld zu zahlen. In dieser Angelegenheit klingelt während der letzten Wochen vor dem Jahreswechsel normalerweise vier bis fünf Mal das Telefon bei der IG Metall. Und wenn die Gewerkschaft dann antwortet, sie brauche Einblick in die Geschäftsbücher, um die Sache zu beurteilen, hat sich das Anliegen der Unternehmen in den meisten Fällen sogar schon wieder wie von selbst erledigt, so Knut Giesler, 1. Bevollmächtigter der Gewerkschaft. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Erstens setzt es gleich 16, 17 Anrufe. Zweitens legt jede Firma die Bücher bereitwillig auf den Tisch. In 15 Betrieben gibt es bereits dementsprechende Abschlüsse: Die Zahlung des Weihnachtsgeldes ist dann ins neue Jahr verschoben, wird nur zum Teil oder aber auch gar nicht erfolgen. Rund 2500 Beschäftigte sind nach Erkenntnis von Giesler davon betroffen.

In dieser Rechnung nicht enthalten sind die sechs Wuppertaler Unternehmen, für die derzeit ohnehin ein Sanierungstarifvertrag besteht. Da kommen noch einmal viele Menschen hinzu, die ihr Weihnachtsgeld nicht in gewohnter Form erhalten.

Und Giesler fürchtet, dass sich die Gesamtlage im kommenden Jahr verschärft. Zwar ziehe es sowohl bei den Automobilzulieferern wie auch bei den Werkzeugherstellern langsam wieder an - aber eben nur sehr langsam. Im Maschinenbau rausche das größte Loch wegen der langen Vorlaufzeiten zudem ohnehin erst im kommenden Jahr auf die Betriebe zu. Er wisse von Maschinenbauern, die für das erste Halbjahr 2010 mit lediglich zehn Prozent des üblichen Niveaus planen können. Auch im Textil-Segment "fängt das Beschäftigungsproblem erst 2010 an", so Giesler.

Verschärfend kommt hinzu, dass die neue Kurzarbeit-Regelung für die Unternehmen weniger attraktiv sei, erklärt Giesler. Davon betroffen sind eben jene Firmen, in denen es 2009 noch lief, die aber womöglich im kommenden Jahr vor der Notwendigkeit stehen, Arbeitszeit verkürzen zu müssen. Ein weiterer Aspekt, der es in den ersten beiden Quartalen des kommenden Jahres ungemütlich werden lassen kann: Die Kurzarbeit läuft in vielen Wuppertaler Betrieben aus.

Und wo die Geschäfte wieder besser gehen, sieht Giesler ein massives Finanzierungsproblem auf die Unternehmen zukommen. Zumal die Bestände weitgehend abgebaut seien. Das führt zu hohen Anlaufkosten, wenn die Konkunktur wieder anzieht. Was die Banken dann machen werden, weiß Giesler auch nicht. Er sagt aber unmissverständlich: "Ohne Sparkasse hätten wir etliche Insolvenzen mehr."

In diese schwierige Situation platzt der Beginn der neuen Metall-Tarifrunde. Die IG Metall setzt dabei schon jetzt auf eine 28-Stunden-Woche als zeitlich befristetes Argument, um Beschäftigung zu sichern.