Wirkstoffe aus Wuppertal für die Medikamente der Zukunft

Im umsatzstärksten deutschen pharmazeutischen Unternehmen spielt der Standort Wuppertal eine besondere Rolle.

Wuppertal. 47 Prozent vom Gesamtumsatz des Bayer-Konzerns macht Bayer HealthCare. Allein die darin beinhaltete Pharma-Sparte hat einen Anteil von mehr als 27 Prozent am Konzern-Gesamtumsatz. Damit ist Bayer HealthCare Pharmaceuticals mit rund 10 Milliarden Euro das umsatzstärkste deutsche pharmazeutische Unternehmen. Und in Wuppertal befindet sich nicht nur die Wiege des Konzerns, es ist auch ein Standort von ganz besonderer Kompetenz im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Denn nirgends sonst im Unternehmen sind Wirkstoffproduktion, Forschung, Biotechnologie und chemische Entwicklung in einer Stadt vereint. Zudem werden die Wirkstoffe von fünf der zehn umsatzstärksten Pharma-Produkte des Konzerns in Wuppertal hergestellt. Das sind Nexavar (Krebs), Adalat (Blutdrucksenker), Avalox (Antibiotikum), Levitra (erektile Dysfunktion) und Glucobay (Diabetes).

Im Forschungszentrum Aprath befindet sich zudem eines der größten Substanzlager der Welt. Die Forschung dort hat Zugriff auf mehr als zwei Millionen Substanzen. Und die Bayer-Pipeline ist aufgrund der Tätigkeiten in Aprath gut gefüllt. Dabei wird das Unternehmen nicht müde, hervorzuheben, wie riskant diese Forschung ist. Denn nur eines von bis zu 10 000 potenziellen Medikamenten erreicht wirklich die Marktreife. Dabei sind jedoch Entwicklungskosten von bis zu einer Milliarde Euro einzukalkulieren.

Xarelto ist solch ein Produkt. Für die Entwicklung des Thrombosemittels in Tablettenform vergingen bis zur Marktreife zehn Jahre. Ein Lohn war dafür der Zukunftspreis des Bundespräsidenten.

Es sind Vorgänge wie diese, die die These bestätigen, wonach am Wuppertaler Bayer-Standort Zukunft gemacht wird. Dafür sprechen auch die zuletzt riesigen Investitionen. Laut Plan werden allein im Jahr 2012 inklusive der Kosten für die Instandhaltung mehr als 100 Millionen Euro in Wuppertal investiert. Geld, das unter anderem in den konsequenten Ausbau der Biologika-Forschung und in die Konzentration insbesondere auf Antikörper, Gerinnungsfaktoren und therapeutische Proteine für die Krebstherapie fließt. Also in solche Anwendungen, die auch finanziell Geschäftschancen für die Zukunft bieten.

Allein das neue Technikum Zellbiologie stellt eine Investition in Höhe von rund 35 Millionen Euro dar. Dort werden künftig Wirkstoffe für klinische Studien hergestellt. Andere aktuelle Investitionen zielen auf die Erweiterung der Kapazitäten für die Produktion von Xarelto, Levitra und Riociugat (2,8 Millionen Euro) beziehungsweise neue Laborgebäude für die Qualitätskontrolle (4,5 Millionen Euro).

Bayer in Wuppertal, das ist nach Angaben der Standortsprecher Beatrice Band und Hans-Georg Dellweg ein von interdisziplinärer Zusammenarbeit geprägter technisch-naturwissenschaftlicher Standort. Kein Wunder also, dass rund 560 der dort beschäftigten Menschen Akademiker sind.