Wissens-Stadt Wuppertal: Knipex-Chef Putsch im WZ-Interview
Am Mittwoch startet die Junior Uni. Ralf Putsch über seinen neuen Nebenjob als Dozent.
Herr Putsch, als Geschäftsführender Gesellschafter von Knipex haben Sie sicher einen ziemlich vollen Terminkalender. Dennoch werden Sie jetzt Dozent an der Junior Uni. Warum?
Ralf Putsch: Als die Initiatoren mit der Idee auf mich zugekommen sind, war ich sofort begeistert und habe "Ja" gesagt. Ich will dieses herausragende Projekt unterstützen, weil es für unsere Region wichtig und wegweisend ist.
Wissen und Kreativität sind die Grundlagen unseres Wohlstandes. Und damit meine ich nicht allein materiellen Wohlstand. Wissen und Kreativität bereichern, machen selbstbewusst und regen an. Auch darum geht es in der Junior-Uni.
Doch, das können sie schon; Wuppertal hat sehr gute Schulen. Ich sehe die Junior-Uni als eine Ergänzung mit spezifischen Möglichkeiten. Sie kann ohne Noten- und Zeitdruck in kleineren Gruppen Freude am Verstehen und Entdecken vermitteln. Sie kann bestimmte Themen vertiefend behandeln. All das kann, muss aber nicht dazu anregen, später einen Beruf im Bereich Naturwissenschaften oder Technik zu wählen.
Ich weiß nicht, ob alle anderen versagt haben. Aber richtig ist, dass wir als Unternehmen gut daran tun, durch eigenes Engagement das Bildungsumfeld zu erweitern und zu stärken. Das ist zwar auch im eigenen Interesse, geht aber darüber hinaus. Wissen, Bildung und Qualifikation sind für unsere Gesellschaft insgesamt und unsere Zukunft sehr wichtig. Auch müssen wir versuchen, die sogenannten bildungsfernen Schichten besser zu erreichen. Wir können es uns nicht leisten, Talente brachliegen zu lassen.
Wieso? Für unsere Kunden und Geschäftspartner zum Beispiel hat das Bergische Land ein denkbar gutes Image als kompetentes Zentrum für gutes und innovatives Werkzeug. Darüber hinaus hat Wuppertal viele Stärken, zum Beispiel eine sehr vielseitige und lebendige Kulturszene. Wir sprechen zwar bei Wuppertal häufig von der "Liebe auf den zweiten Blick" - das muss aber nicht die schlechtere Liebe sein.
Anderen Kommunen geht es ähnlich; die Verschuldung ist vielerorts bedrückend. Umso mehr müssen wir zusätzliche Kräfte mobilisieren. In Wuppertal ist bürgerschaftliches Engagement sehr stark ausgeprägt und wir haben viele engagierte Unternehmen und Stiftungen. Es ist schön und ermutigend zu sehen, was sich hier alles tut.
Die Schließung ist eine Folge des demografischen Wandels, darauf muss die Stadt reagieren. Natürlich bin ich enttäuscht, wenn gerade diese Schule, die so erfolgreiche Arbeit leistet und in Cronenberg gut integriert ist, auslaufen soll. Aber die Stadt beruft sich auf Rahmenbedingungen, die sie zum Handeln zwingen. Eine Schulschließung heißt aber für mich nicht, dass Wuppertal Abstriche beim Bildungsauftrag macht.
Gut bergisch geht es um Werkzeuge. Das Thema ist vielschichtiger und spannender, als man glaubt. Zum Beispiel, wie Werkzeuge im Verlauf der Geschichte unsere Handlungsmöglichkeiten erweitert haben. Es gibt hunderte verschiedene Werkzeuge; aber letztlich nur wenige Grundfunktionen wie etwa schneiden, greifen, schlagen oder messen. Wir gucken uns genau an, wie ein Faustkeil, aber auch, wie ein Akkuschrauber funktioniert. Im Knipex-Museum studieren wir gemeinsam unterschiedliche Anwendungen und Herstellmethoden. Ich denke, das wird für die Kinder, aber auch für mich, interessant und abwechslungsreich.
Astronavigation. Das würde mich sehr interessieren.