Wo geht’s denn bitte zur Bratwurst?

Wuppertal hat lustige Ortsnamen zu bieten — manche sind vergessen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Nein, Grillgeruch liegt nicht in der Luft. Und auch eine Imbissbude ist nicht zu sehen. „Aber wir stehen an der Bratwurst“, erklären Wolfgang Nicke und Jürgen Markolf und schmunzeln. Wuppertal hat sicher einige kuriose Ortsnamen zu bieten — „Bratwurst“ dürfte aber sicher einer der lustigsten sein.

Foto: Sammlung Wolfgang Nicke

„Viele Wuppertaler werden ihn gar nicht mehr kennen“, sagt Nicke beim Ortstermin am Westfalenweg 178. Dort steht noch das letzte Überbleibsel des Kottens, der dem Ort wohl einst den Namen gab. Geblieben ist nur ein Haus, mittlerweile gesäumt von Garagen, das aber, so Nicke, bald abgerissen werden soll.

„Auf ganz alten Karten war der Kotten schon verzeichnet“, sagt Markolf, der schräg gegenüber wohnt, in der „Schneis“, auch so einer alten Bezeichnung.

Doch warum heißt die Bratwurst denn jetzt Bratwurst? „Darüber kann man nur Vermutungen anstellen“, erklärt Nicke, der im Bürgerverein Uellendahl die Geschichte des Stadtteils erforscht. Die wahrscheinlichste Erklärung: „Weil es hier eben Bratwurst gab“, sagt Markolf lachend.

Denn der Hof lag damals an einer sogenannten Altstraße. „Die führten wie die Heeresstraßen nicht durchs Tal, weil es dort zu feucht war und außerdem die Gefahr von Überfällen bestand“, erläutert Nicke. Also ging’s über die Höhenlage.

Die Kohlenstraße, so hieß der Westfalenweg damals, war ein wichtiger Handelsweg zwischen Sprockhövel und dem selbstständigen Elberfeld — und der Hof an der Bratwurst eine Versorgungsstation. „Die Pferde mussten saufen und die Kutscher auch“, sagt Markolf un schmunzelt. Und was passte besser zum Bier als eine leckere Bratwurst? Passenderweise gab es in der Nähe ja auch noch zwei Höfe „An der Rost(er)“.

Die Bratwurst — also der Ort — lag bis 1929 an der Stadtgrenze von Elberfeld zu Dönberg, was damals bekanntlich zu Hardenberg (ab 1935 Neviges) gehörte. In den 1930er Jahren verschwand dann auch der Name Bratwurst aus den Kartenwerken, wie Nicke berichtet. Unsere Vermutung: Vielleicht wollten die Anwohner auch einfach nicht mehr Bratwürste genannt werden.