WSW verkaufen auch Kühlschränke
Stadtwerke bieten im Onlineshop Produkte an, die beim Energiesparen helfen. Manche sehen das neue Angebot kritisch.
Wuppertal. Seit September verkaufen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) nicht nur Strom und Wasser sowie einige wenige Geräte, die beim Stromsparen helfen. Jetzt gehören zum Sortiment zahlreiche Produkte wie Glühbirnen und Haushaltsgeräte, darunter auch leuchtende Weihnachtssterne, Armaturen, Dusch-Öl, Thermostate, Bewegungsmelder, Kühlschränke und auch ein Pedelec.
Das alles können Interessenten über die Internetseite der WSW bestellen. Im Bereich Energie und Wasser führt ein Link auf den „WSW-Grünsparshop“, der in den Rubriken LED-Lampen, Energiesparlampen, Wasser sparen, Heizkosten sparen und Ressourcen schonen mehrere hundert Artikel anbietet. WSW-Kunden erhalten Rabatt.
Nur wer die Seite genauer ansieht, findet unten den Hinweis auf das Unternehmen Grünspar GmbH aus Münster. Das ist der eigentliche Betreiber des Grünsparshops. Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen mit über 100 Energie-Unternehmen auf ähnliche Weise zusammen.
WSW-Sprecher Holger Stephan erklärt: „Wir erlauben die Verlinkung auf die Seite und können im Gegenzug unseren Kunden Rabatte anbieten.“ Das Angebot sei individuell auf die Wuppertaler Stadtwerke zugeschnitten. Für jeden verkauften Artikel erhielten sie Provision.
Der Grünsparshop sei letztlich nur ein kleiner Baustein im Bemühen um Ressourceneffizienz, erklärt der Stadtwerke-Sprecher: „Über Instrumente wie den Klimafonds, Sonnenstrom sowie weitere Contracting-Angebote und unsere kostenlose Energieberatung versuchen wir, umweltschonende Technik für jeden erschwinglich zu machen und Energiesparen zu ermöglichen.“
Zu dieser Ausweitung des Geschäftsfelds der Stadtwerke äußern sich die örtlichen Wirtschaftsverbände zurückhaltend. Ralf Engel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands, meint: „Die Stadtwerke sind zwar eine Stadttochter, aber auch ein selbstständiges Wirtschaftsunternehmen. Da- her könne man ihnen das nicht verbieten. Wettbewerbsverzerrungen seien zwar „nicht wünschenswert“, doch der Onlinehandel allgemein mache dem Einzelhandel Konkurrenz. Einen direkten Vorwurf will er den Stadtwerken nicht machen.
Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Solingen-Wuppertal-Remscheid, glaubt nicht, dass das WSW-Zusatzangebot gegen Wettbewerbsrecht verstößt. „Gleichwohl bin ich nicht begeistert“, gibt er zu. Aber er wisse auch, dass die Stadtwerke immer gut mit dem örtlichen Handel und Handwerk kooperierten.
Skeptischer blickt Alexander Goldberg, Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz und IT-Recht sowie Lehrbeauftragter an der Bergischen Universität auf das Angebot. Er hat zahlreiche Kritikpunkte. Zunächst fragt er sich, ob es zum Unternehmenszweck der Stadtwerke passt.
Dann sei es „äußerst bedenklich“, dass auf der Seite nicht deutlich zu erkennen sei, wer der eigentliche Anbieter der Produkte ist, alles laufe scheinbar unter dem Namen WSW.
Er kritisiert, dass die Stadtwerke als größter Energieversorger der Stadt nur auf einen Anbieter verweisen — das könnten örtliche Händler abmahnen. Und schließlich hat er auch datenschutzrechtliche Bedenken, da Käufer für einen Rabatt ihre WSW-Kundennummer eintragen und sie damit möglicherweise Dritten geben müssten. Diese Bedenken kann Sprecher Holger Stephan zerstreuen: „Die Kundennummern für den Rabatt werden von uns geprüft, eine Herausgabe sowie ein Abgleich mit anderen Kundendaten sind ausgeschlossen.“
Er widerspricht auch der Kritik zur Erkennbarkeit: Sowohl im Kontakt am Beginn der Seite wie auch am Fuß sowie bei jedem Bestellschritt werde der Betreiber der Seite deutlich genannt.
Viel verkauft haben die Stadtwerke bisher jedenfalls nicht: 79 Verkäufe überwiegend kleinerer Produkte wie LED-Lampen habe es bisher gegeben, erklärt Sprecher Holger Stephan. Und weist zudem darauf hin, dass 80 Prozent der Anfragen von außerhalb Wuppertals kamen. “ S. 14