Bildung unter Corona-Auflagen Ab jetzt wieder Unterricht auf Distanz
Land stimmt Wuppertaler Regelung für weiterführende Schulen zu. Grund- und Förderschulen bleiben beim Wechselmodell. Zustimmung aus der Lehrer-Gewerkschaft.
Am späten Samstagnachmittag meldete die Stadt Vollzug: Das Land hat dem Antrag stattgegeben, an den weiterführenden Schulen bis zu den Osterferien, die am 29. März beginnen, zum Distanzunterricht zurückzukehren. Formal tritt diese Verfügung am Dienstag in Kraft. Doch der Krisenstab um Leiter Johannes Slawig empfiehlt allen Schulen, die das organisatorisch ermöglichen können, bereits für Montag den Wechsel zum Homeschooling. Bestandteil der Allgemeinverfügung sind auch die Schließung aller Sportanlagen und Sportplätze, sowie das Verbot aller außerschulischen Bildungsangebote von Musikschulen für Kinder jenseits des Grundschulalters.
Für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 wird in den Schulen eine Notbetreuung angeboten. Für die Grund- und Förderschulen bleibt es beim Wechselmodell zwischen Präsenz- und Distanzunterricht. Auch die Abschlussklassen aller weiterführenden Schulformen können im Präsenzunterricht bleiben.
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Krisenstabsleiter Johannes Slawig und Schul- und Gesundheitsdezernent Stefan Kühn äußerten große Zufriedenheit mit dem Abstimmungsergebnis. „Das Land hat sein Einverständnis von einigen Ergänzungen im Gesamtmaßnahmenkonzept der Stadt abhängig gemacht, die im Geleitzug des Distanzunterrichtes folgerichtig sind“, hieß es in einer ersten Pressemeldung am Samstag. „Der Krisenstab ist dem gefolgt; daher beinhaltet die Allgemeinverfügung auch die Rücknahme einiger Lockerungen und ergänzende Regelungen zur Kontaktvermeidung.“
Die Inzidenzzahlen - am Sonntag lag der Wert für Wuppertal bei 156,2, der fünfhöchste in ganz NRW - zeigten deutlich, so der Krisenstab, „wie notwendig dieser Schritt ist“.
Die Nachricht über die erneute Schulschließung machte am Samstag die Runde, heiß diskutiert wurde in den Sozialen Medien, auch unter den WZ-Lesern. Die Meinungen waren geteilt.
Am Sonntagmorgen meldete sich noch einmal OB Uwe Schneidewind bei Facebook zu Wort. „Angesichts des jetzt schon monatelang andauernden Shutdowns und der damit verbundenen Belastungen liegen nachvollziehbarer Weise die Nerven häufig blank“, so Schneidewind, der den Schritt der Stadt verteidigte. „Gerade in Wuppertal hat das Inzidenzgeschehen aktuell eine hohe Dynamik. Insbesondere jüngere Menschen sind zunehmend infiziert. Jeder Tag zählt, um das weitere exponentielle Wachstum abzuschwächen.“
50 Corona-Fälle
in 40 Wuppertaler Schulen
Gesundheits- und Schuldezernent Stefan Kühn wies gegenüber der WZ auf die innerhalb einer Woche um 50 Prozent gestiegene Zahl von Quarantänefällen hin. Grund dafür seien auch die Schulen, wo dann ganze Klassen betroffen seien. In der vergangenen Woche habe es 50 positive Tests in 40 der rund 100 Wuppertaler Schulen gegeben.
Richard Voß vom Leitungsteam der GEW hatte schon im Vorfeld den Antrag der Stadt ans Land unterstützt. „Dass es jetzt kurzfristig dazu gekommen ist, ist absolut zu begrüßen.“ Der Gewerkschaft tun allerdings die Schülerinnen und Schüler leid, „die jetzt nach einer Woche Präsenzunterricht wieder in den Distanzunterricht geschickt werden. Das liegt aber nicht an den Schulen, an der Stadt, sondern an der kurzsichtigen Politik der Landesregierung“. Hätte man sich die Woche gespart, hätte es Zeit gegeben für eine umfangreiche Teststrategie. „Bisher war das nur Stückwerk.“
An der Gesamtschule Kruppstraße werden die Tests nun ausgesetzt beziehungsweise wird nur in den noch anwesenden Abschlussjahrgängen getestet, erklärt Schulleiter Lutz Wendel. Ähnlich sieht es am Carl-Fuhlrott-Gymnasium aus, sagt Direktor Reinold Mertens, was die Testungen angeht.
Über den Distanzunterricht seien die Eltern bereits am Sonntagmorgen informiert worden. Von den gut 360 Fünft- und Sechstklässlern habe es, so die Erfahrung in den vergangenen Schließungszeiten, für etwa 20 eine Notbetreuung gegeben. „Für Montag rechnen wir jetzt aufgrund der Kurzfristigkeit mit mehr“, so Mertens. Das Personal sei dementsprechend aufgestockt worden.
Ob die eine Woche Schulöffnung nun richtig oder falsch sei, will Mertens nicht pauschal beantworten. „Bei mir schlagen da zwei Herzen in der Brust, das lässt sich nicht mit gut oder schlecht beurteilen.“ Man habe gesehen, „wie sehr sich die Schüler gefreut haben, wieder in die Schule kommen zu dürfen“. Die andere Seite der Medaille sei die Sicht auf die steigenden Infektionszahlen und der Schutz der Kinder. Das Distanzlernen hätte nach Rückmeldungen am CFG ganz gut funktioniert, so Mertens. „Wir hätten beide Entscheidungen mitgetragen.“
Der Präsenzunterricht sei grundsätzlich zu bevorzugen, sagt Richard Voss von der Lehrergewerkschaft GEW. „Dafür muss aber auch eine vernünftige Grundlage geschaffen werden und es muss eine gewisse Sicherheit geben. Die haben wir aber nicht.“
Man könne aber nur hoffen, dass der Präsenzunterricht an Grundschulen aufrechterhalten bleibt, „auch nach den Osterferien“, so Voss, selbst Leiter der GGS Nützenberg. „Distanzunterricht hat für Grundschüler noch einmal andere Konsequenzen.“