Offen gesagt Der Fluch der bösen Tat

Der Sündenfall wirkt nach. Nicht nur, dass Wuppertal am Döppersberg eines großen Platzes vor der neuen Bahnhofshalle verlustig gegangen ist, nun kostet die unglückliche Geschichte auch noch Geld. Aller Voraussicht nach muss die Stadt gut 800 000 Euro aufbringen, weil etwas nicht gebaut werden wird, was ohnehin kaum jemandem genutzt hätte.

Es geht um das Radhaus, das den Platz hinter dem Primark-Gebäude hätte füllen sollen, der wiederum nur entstand, weil CDU, SPD und der damalige Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) dem Bauherren des Primark-Hauses gestattet haben, das Objekt gut 20 Meter weiter nach Westen zu rücken. Die Konsequenzen vorn, nämlich kaum Platz zwischen Primark und Geschäftsbrücke, war den Herrschaften offenbar egal. An die freie Fläche hinter dem Haus haben sie mit großer Sicherheit nie gedacht. So mussten sie die Lücke mit einer Schnapsidee füllen - eben mit dem Radhaus. Vermutlich wäre Wuppertal damit ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gekommen oder ins Horrorkino. Angesichts der Verkehrssituation am neuen Döppersberg mit ihrer unübersehbaren Asphaltdominanz wäre wohl längst nicht jeder Radler lebend im Radhaus angekommen. Für ordentliche Fahrradwege zum Radhaus haben die Herrn im Rathaus schließlich nicht gesorgt. Insofern ist es keine schlechte Nachricht gewesen, dass sich niemand fand, der das Fahrradparkhaus für etwa 900 000 Euro bauen wollte. Das war im Bauboom offenbar schlicht zu wenig Geld.

Also Schwamm drüber? Nicht in Wuppertal. Hier versucht die SPD, die schlechte Idee mit einer noch schlechteren zu retten. Nun soll der sogenannte 2. Arbeitsmarkt das Haus errichten. Das ist billiger, gleichzeitig werden Menschen qualifiziert, die dem Arbeitsmarkt wegen unterschiedlicher Einschränkungen lange nicht oder noch nie zur Verfügung standen. Solche Förderungen sind im Grunde eine sehr gute Sache und haben sich am Zoo-Stadion auch bewährt. Aber ein Fahrradparkhaus an einer belebten Straße? Ein Projekt also, das vermutlich nie oder nur kaum genutzt wird? Darauf sollen die Menschen stolz sein, die durch das Radhaus den Weg zum 1. Arbeitsmarkt finden wollten? Ob nun in einem Anflug von Vernunft oder nur um der SPD eins auszuwischen: CDU und Grüne lehnten die Idee ab.

Damit könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein. Sie ist es aber nicht. Schließlich wurde das Radhaus bereits geplant und wurden Fahrradfahrern Parkplätze in der Innenstadt versprochen. Die werden nun in der Garage der Stadtwerke im Keller des Döppersbergs angemietet - gegen Geld, versteht sich. Gut 20 000 Euro pro Jahr werden fällig, egal ob ein Radler sich lebendig durch den Verkehr geschlängelt hat, ob es fünf waren oder keiner. Und geplant worden ist das Radhaus ja auch, nur gebaut nicht. Dafür wird die Stadt gut 180 000 Euro auf den Tisch des Architekten legen müssen.

Aber damit nicht genug. So wie er jetzt ist, kann der Platz nicht bleiben. Er muss und soll verschönert werden. Das geschieht ganz sicher nicht kostenlos und anscheinend zu Lasten der Stadt, also aller Wuppertaler. Das ist merkwürdig, denn die Fläche gehört dem Eigentümer des Primark-Gebäudes. Klingt seltsam, ist es auch. Aber bei Wuppertals Stadtplanungsqualität erstaunt das wahrscheinlich niemanden mehr.

Das Ende vom Lied ist eine teure Planungsruine, für deren Gegenwert sich auch eine Schule renovieren lässt. Und warum das Ganze? Weil ein paar Leute einen Baukörper haben verschieben lassen, ohne über die Folgen nachzudenken. Nur damit das Haus 20 Meter näher an den Passentenströmen zwischen Bahnhofshalle und Alter Freiheit steht. Das ist Stadtentwicklung nach dem Bücklingsprinzip, getreu dem Motto: für Investoren tun wir alles und nehmen dafür nichts.

Dass der Döppersberg trotz der Beteiligung solcher Leute, trotz der leeren Fläche hinter dem Primark-Haus, trotz des leider nur noch kleinen Platzes vor der Halle und trotz der seltsam fremd wirkenden Mauer ansehnlich geworden ist, das grenzt schon an ein Wunder. Aber bei soviel Kompetenz im Rathaus hat Wuppertal auch ein bisschen Glück verdient.