Eskesberg. Eine Zukunft für den Kalktrichterofen
Eskesberg. · Die Stadt stellt Mittel für ein Gutachten zur Verfügung. Das Industriedenkmal soll Erlebnisort werden.
Beim Glühweintrinken des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck zu Nikolaus konnte Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums, lediglich Optimismus verbreiten. Inzwischen gibt es eine Zusage der Stadt: Sie stellt Geld für ein Baugutachten zum Kalktrichterofen zur Verfügung. Damit ist die Voraussetzung für die weitere Zukunft des Industriedenkmals gegeben.
Das ist seit mehr als einem Jahr geschlossen, nachdem die Stadt nach einer routinemäßigen Prüfung Sicherheitsbedenken hatte. Damit entfielen auch die monatlichen Führungen, bei denen Interessierte erfahren konnten, wozu der Bruchsteinkoloss einst diente.
Dort wurde von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1942 Kalk gewonnen. „Die Kalkindustrie war wichtig“, sagt Lars Bluma im WZ-Gespräch. „Das ist gar nicht so bekannt.“ Aus dem Bergischen Land sei Ende des 19. Jahrhunderts 50 Prozent des Kalkbedarfs in Deutschland gedeckt worden. Verwendet wurde der Kalk unter anderem in der Stahlindustrie. 1892 seien, so Lars Bluma, etwa 20 000 Tonnen Kalk im Kalktrichterofen am Eskesberg gewonnen worden.
Dazu fuhren Wagen mit Kohle und Kalkstein über das angebaute Viadukt auf das würfelförmige Gebäude, Kohle und Kalkstein wurden abwechselnd in den Trichter im Inneren gefüllt. Der Inhalt des Ofens brannte ständig, bei Temperaturen von über 1000 Grad entstand der Kalk, der unten entnommen werden konnte. „Der Ofen ist einmalig“, betont Lars Bluma. „Er ist der letzte, der noch existiert.“
Der Historiker will wie der Bürgerverein das Zeugnis dieser wichtigen Industrie erhalten, aber nicht nur als Denkmal, sondern als Erlebnisort, der durch die Nordbahntrasse in unmittelbarer Nähe zusätzliche Attraktivität hätte. In enger Zusammenarbeit entstand ein Konzept mit mehreren Komponenten.
„Wir wollen das Denkmal in einer Art Park zu neuem Leben erwecken“, erklärt Christian Hörning, der sich als stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins für den Kalktrichterofen stark macht. So wollen sie nicht nur die Technik der Kalkgewinnung erklären und die Geschichte des Ofens sowie die zugehörige Arbeits- und Sozialgeschichte erzählen. „Wir wollen nicht nur Nostalgie pflegen, sondern auch auf die Zukunft verweisen“, sagt Christian Hörning.
Zudem soll in Zusammenarbeit mit der Station Natur und Umwelt ein Lehrpfad über das Naturschutzgebiet auf der ehemaligen Deponie am Eskesberg entstehen. Dort liegen auch noch Reste eines Kalkringofens – einer anderen Ofenform. Der ist zugewachsen, aber eine Hecke könnte an ihn erinnern.
„Der Kalktrichterofen könnte auch ein Bürgertreff werden“, sagt Lars Bluma. Ihm schwebt so etwas wie ein Café oder ein Grillplatz vor – das müsse natürlich in Abstimmung mit dem Gastronomen am Tennisverein geplant werden. „Das Ganze wäre eine schöne Verbindung von Radtourismus, Industriegeschichte und Naturkunde.“ Er hält sogar eine Route der Kalkindustrie für möglich, dabei eine Verbindung mit dem Zeittunnel in Wülfrath.
Grundlage für alles sei aber die Sanierung des Kalktrichterofens – und dafür ist das Gutachten nötig. Denn bisher kennt man nur die Schäden, die von außen zu sehen sind. Nicht klar ist, ob im Inneren und bei der Statik Sanierungsbedarf besteht. Das Historische Zentrum hatte einen Antrag für ein Gutachten gestellt und dabei gleich eine Finanzierung aufgezeigt. Bisher schlägt ein Gerüst am Viadukt – dem Weg auf den Kalktrichterofen – mit Mietkosten zu Buche. Stattdessen könnte ein Netz aufgespannt werden, um vor herabfallenden Bauteilen zu schützen. Das würde Geld sparen. Auf diesen Vorschlag ist die Kämmerei nun eingegangen und hat 38 000 Euro für ein Gutachten bewilligt.
Erst wenn es Zahlen zu der nötigen Sanierung gibt, könne man sich um eine Finanzierung kümmern, erklärt Lars Bluma. Ihm ist klar, dass staatliche Mittel dazu nicht reichen werden. Man braucht Sponsoren. Er hofft unter anderem auf die Kalkindustrie, die bereits zum Erhalt des Kalktrichterofens beigetragen habe.
Udo Hinrichs, Vorsitzender des Bürgervereins, war ebenso erfreut über die Zusage für das Gutachten. „Ich hoffe, dass es im neuen Jahr voran geht.“ Dabei ist ihm klar, dass weiterhin Geduld gefragt ist. „Das wird ein mehrjähriges Projekt“, sagt auch Lars Bluma.