Der Traditionsbetrieb bestand fast 150 Jahre Wuppertal: Fleischerei Thomas bleibt ohne Nachfolger geschlossen

Wuppertal · Bürokratie, Kosten und Arbeitsüberlastung sorgen für das Aus.

Bereits seit Anfang September hat die traditionsreiche Fleischerei Thomas in Ronsdorf geschlossen – und bleibt es auch.

Foto: Andreas Fischer

Die Fleischerei Thomas an der Lüttringhauser Straße, die zuletzt fünf Jahre lang von Stephan Brachthäuser geführt wurde, ist seit dem 2. September geschlossen – und wird es bleiben. Nun haben sich die einstigen namensgebenden Inhaber der Traditionsmetzgerei zu Wort gemeldet. In einem Aushang am Ladenlokal erläutern sie die Gründe und gehen darauf ein, wie sehr die Arbeitsbelastung zur Aufgabe des Geschäftes beigetragen hat – und warum die Fleischerei nach fast 150 Jahren keine Zukunft in Ronsdorf haben wird.

Vor genau zwei Jahren schloss an der nahegelegenen Nibelungenstraße nach 71 Jahren die Backstube Fischer, nun gab das nächste Geschäft in Ronsdorf auf. An der Eingangstür der Fleischerei Thomas hatte im Vorfeld zunächst nur ein Schild auf das Ende hingewiesen: „Aufgrund eines Krankheitsfalles bei unseren Metzgern bleibt unser Geschäft vom 02.09. auf unbestimmte Zeit geschlossen“, hieß es darauf. Am 5. September wurde durch das Amtsgericht Wuppertal ein vorläufiger Insolvenzverwalter für die Fleischerei Thomas GmbH bestellt. Jetzt offenbarten Ulrike und Hans Horst Thomas, die die Fleischerei bis 1995 betrieben und denen die Räumlichkeiten gehören, in einem Aushang die ganze Geschichte.

„Als erstes möchten wir uns bei all unseren Kunden für die jahrelange Treue zu uns und unseren Nachfolgern bedanken. Wir hatten einen wunderbaren Kundenstamm“, beginnt der offene Brief. Die Gründe für die Schließung seien vielfältig. Das Ehepaar Pescher habe die Fleischerei vor 30 Jahren vom Ehepaar Thomas übernommen „und 25 Jahre lang hervorragend betrieben“. Der Betrieb wurde daraufhin an das Ehepaar Brachthäuser übergeben. „Dann schlug vor drei Jahren das Schicksal zu. Plötzlich und viel zu früh verstarb Frau Brachthäuser. Diesen Betrieb alleine weiterzuführen, war für Herrn Brachthäuser schon problematisch genug.“

In den letzten Jahren sei dann „durch die ausufernde Bürokratie mit unendlich vielen neuen Vorschriften für Dokumentationen“ noch mehr Arbeit hinzugekommen, schreiben Ulrike und Hans Horst Thomas. Wie die „Allgemeine Fleischer Zeitung“ unter der Überschrift „Wurst machen statt Formulare ausfüllen“ vor Kurzem erläuterte, mache die Bürokratisierung dem Fleischerhandwerk „noch mehr zu schaffen als der Fachkräftemangel“. Fast alles, was ein Metzger macht, müsse er dokumentieren: „Das beginnt bei Kühlraumtemperaturen und verwendeten Reinigungsmitteln und reicht bis zur Rückverfolgung von Fleisch bis zur Geburt des Tieres.“ Dazu die Hygiene: „Wandfliesen dürfen keinen Sprung haben, Fliesenfugen keine Undichtigkeit, Handwaschbecken müssen ohne Handberührung funktionieren.“ Hans Horst Thomas erklärte im Gespräch mit der WZ, dass es sich insgesamt um fast 40 Fragebögen handele, zwei Stunden pro Tag müsse ein Betrieb im Grunde dafür aufwenden.

Außerdem hätten sich, so beschreiben es Ulrike und Hans Horst Thomas, die „unsäglichen Energiekosten“ mehr als verdoppelt. Dadurch sei für Brachthäusers eigentliche Arbeit immer weniger Zeit geblieben. „Und wenn dann auch noch die Frau fehlt, die den Verkauf führte, ist man ständig überfordert.“

Da die einstigen Inhaber mit dieser Entwicklung rechneten, bemühten sie sich um einen Nachfolger. Dabei sei offenbar geworden, dass der Beruf des Fleischers und der Fleischerei-Fachverkäuferin „keine Aussicht auf eine Zukunft mehr“ habe. Der Berufszweig sei durch die Politik der Grünen „zu sehr verunglimpft und verächtlich gemacht worden“. So habe man niemanden gefunden, der den Betrieb übernehmen wollte. „Leider können wir unser 150-jähriges Bestehen 2025 nicht mehr feiern.“ Thomas‘ Perspektive: In zehn bis 20 Jahren gebe es keine kleinen oder mittleren inhabergeführten Fleischereien mehr. Thomas habe mit 15 mittleren Betrieben gesprochen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

In den nächsten Monaten wird er sich um die weitere Abwicklung kümmern. 600 Quadratmeter umfassen die Räumlichkeiten, inklusive fünf Kühlhäusern. Noch sind sämtliche Maschinen dort untergebracht. Die Zukunft ist ungewiss, doch eins ist klar: „Das alles zurückzubauen, um dort zum Beispiel ein Büro einzurichten, wäre viel zu teuer.“