„Kein gigantisches Schaulaufen, sondern nah am Publikum“ Wuppertaler Literaturfestival: Veranstalter und Autoren ziehen Fazit zur Lit.Ronsdorf 2024
Wuppertal · Etwas weniger Besucher als im Vorjahr, aber mit eindringlichem Programm.
Zur 17. Auflage der Literaturtage Lit.Ronsdorf kamen rund 700 Besucher. Das ist die Bilanz der Organisatoren, des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins, der das Festival in diesem Jahr erstmals unter der Leitung von Susanne Giskes realisierte. In einem Zeitraum von drei Wochen traten etwa 40 Autoren und Künstler bei 25 Veranstaltungen auf – neben klassischen Leseorten wie der Stadtteilbibliothek und der Ronsdorfer Bücherstube unter anderem auch im Naturfreundehaus und in der Stadtsparkasse. Damit fällt die Bilanz etwas schwächer aus als im vergangenen Jahr, zu der sich 60 Künstler und rund 1000 Besucher eingefunden hatten – lag dadurch aber gleichauf mit den Besucherzahlen aus 2022.
Eindringlich war die 17. Auflage dennoch: „Mich haben besonders die intensiven Gespräche begeistert, die unter den Gästen und mit den Autoren stattgefunden haben“, sagt Susanne Giskes, Leiterin des Arbeitskreises. „Das finde ich wichtig und funktioniert in kleinen Gruppen besser, also etwa bis zu 30 Besuchern.“ Gleichzeitig müsse man für das kommende Jahr überlegen, „wie wir publikumswirksame Veranstaltungen in geeigneten Raumgrößen anbieten können“, so Giskes und nennt als Beispiel die Vorstellung des Podcasts von Jochen Rausch und Martin Kieczka, die in der Stadtsparkasse angesiedelt war und letztlich „zu wenig Platz“ bot.
Zu den positiven Überraschungen habe die Lesung von Michael Lutz im Verein „Freiraum“ gehört. Der Autor stellte dort sein Buch „Twin Town Blues“ vor, in dem er seine Reise mit dem Fahrrad vom Barmer Rathaus bis zu Wuppertals Partnerstadt South Tyneside im Norden Englands schildert. Mit etwas Enttäuschung sei die kurzfristige Absage des Musikduos „Old Friends“ für die Abschlussveranstaltung am vergangenen Samstag im evangelischen Gemeindezentrum verbunden gewesen. „Da mussten wir improvisieren, aber es ist trotzdem gut angekommen“, bilanziert Giskes.
Autorin Marina Jenkner, die aus ihrem neuen Roman „Felines Fratze“ las, empfindet die Lit.Ronsdorf deshalb als besonders, weil „ein so langes Literaturfestival komplett ehrenamtlich gestemmt wird und das schon seit so vielen Jahren“. Als Autorin schätze sie zudem das aufmerksame Publikum.
Stefan Melneczuk vom Bergischen Krimikartell hat in diesem Jahr zum ersten Mal teilgenommen: Die Lit.Ronsdorf sei „frei von der woanders üblichen Gigantomanie und dem Schaulaufen derer, die es ohnehin schon geschafft haben“. So habe man die vor Kurzem erschienene Anthologie „Bergische Bescherung“ mit 16 regionalen Kurzkrimis zum Advent direkt testen können. „Mitten im Zielgebiet, wenn man so will.“ Genau das mache den Charme der Literaturtage aus, weil es auch darum gehe, Einrichtungen, Initiativen und Geschäften vor Ort den Rücken zu stärken: „Das Internet lädt uns jedenfalls nicht zu Lesungen in dieser Form ein.“
Die 18. Auflage im Jahr 2025 wird ebenfalls wieder im Oktober stattfinden. „Eventuell zwei Wochen vor den Herbstferien und eine Woche danach“, spekuliert Susanne Giskes, „aber um das zu entscheiden, müssen wir uns in Ruhe zusammensetzen“. Auf jeden Fall würden insgesamt drei Wochen avisiert – und der Besuch aller Veranstaltungen soll kostenlos bleiben. Um das Programm muss sich das Team offenbar keine Sorgen machen: „Es gibt diverse Künstler, die in diesem Jahr teilgenommen haben und auch im nächsten Jahr gern wieder mitmachen möchten – und etliche neue Interessenten, die sich vorstellen können, das Programm mitzugestalten.“
Die Idee zu den Ronsdorfer Literaturtagen ging von Günter Wülfrath aus, der einen Kreis literaturinteressierter Bürger gründete. Der Wuppertaler schreibt selbst vorwiegend Lyrik, Kurzgeschichten und biografische Texte – zuletzt veröffentlichte er im Dezember 2023 den Gedichtband „Gedankensprünge – Endlich wieder fliegen“. So fand die Lit.Ronsdorf erstmals vom 26. bis 28. Oktober 2007 im Naturfreundehaus statt und umfasste drei Lesungen von Ronsdorfer Autoren. Im Jahr 2014 schloss sich der Kreis dann dem Heimat- und Bürgerverein an, der die Regie übernahm. Dies führte zu einer Erweiterung des Festivals und bot vor zehn Jahren bereits 35 Veranstaltungen, darunter auch in den Ronsdorfer Seniorenheimen.