Musik Konzert im Wuppertaler „Loch“: Für eine Stunde wieder rocken wie Weezer in 1994
Wuppertal · Die Tributeband „Bezzer Weezer“ spielte das populäre „blaue Album“.
Dass es ein guter Abend werden würde, war eigentlich nach Sekunden klar. Als sich im „Loch“ das gezupfte Gitarrenriff des Weezer-Hits „Undone – The Sweater Song“ wie eine wohlige Decke der Nostalgie über das Publikum legte, gingen die Mundwinkel kollektiv nach oben. Die Weezer-Tribute-Band „Bezzer Weezer“ waren für ihren ersten Auftritt außerhalb Österreichs vor allem in einer Mission unterwegs: die Magie des inzwischen 30 Jahre alten „blauen Albums“ zu beschwören, das heute als eines der wegweisenden Alternative-Werke der 1990er gelistet wird.
„Ich hoffe, ihr mögt Weezer, sonst wird es ein langer Abend“, scherzte der charismatische Sänger und Gitarrist Pudl nach den ersten Songs des Abends, wohlwissend, dass seine Band ein musikalisches Heimspiel angetreten hat. Denn ganz offensichtlich hatte sich an diesem Abend kaum jemand ins „Loch“ verirrt, der das blaue Album nicht auf CD oder Kassette in Händen gehalten hat. Knallharte Indizien: Auch abseits der Singles wie „Buddy Holly“ oder „Island in the Sun“ ließ sich das Publikum von dem markanten Weezer-Sound mitreißen, so etwa bei dem schnellen Kracher „Surf Wax America“, bei dem der ganze Saal erstmals komplett tanzte.
Dass es einer Coverband gelingt, die Stimmung ganz oben zu halten und gleichzeitig alle zehn Titel eines 30 Jahre alten Rockalbums zu spielen, belegt, dass Weezer mit ihrem Erstlingswerk eine Anomalie im besten Sinne produziert haben. Seitdem hat die US-Band stattliche 20 Alben veröffentlicht, doch eben nur auf dieses eine bahnbrechende Erstlingswerk können sich heute alle Fans gemeinsam einigen.
1994, drei Jahre nachdem Nirvanas „Nevermind“ dem alternativen Rock ein neues abgerissenes Image verpasst hat, wagt es eine kalifornische Band, sich auf ihrem ersten Albumcover mit gebügelten Hemden und Milchbubi-Gesichtsausdruck vor blauem Hintergrund zu verewigen. Da kratzte man sich vor dem CD-Regal den Kopf. Wer sind diese Burschen? „Weezer“ stand da – und sonst im Booklet keine weiteren Informationen. In einem Zeitalter vor Internet und Smartphone erzeugte die Band mit einem Mangel an Informationen eine große Faszination.
Kluge Entscheidung: Die Band
sparte neuere Songs aus
Ein weiterer Bestandteil ihres Erfolgs wurden die ausgezeichneten Kompositionen des Frontmanns Rivers Cuomo, der für Weezer einen erfrischenden Sound kreierte, immer im Spannungsfeld zwischen der Traurigkeit des Emo-Rocks und der unbekümmerten Ausgelassenheit einer Beach-Boys-Surfmusik. Doch nicht nur Qualität allein machte die „Geek-Rocker“ zum internationalen Phänomen. Ihr Musikvideo zur Single „Buddy Holly“ verbreitete sich viral auf den PCs der Welt, lange vor Youtube und TikTok. Die Multimedia-Datei schlummerte nämlich auf der Installations-CD des Betriebssystems „Windows 95“ und erreichte so einen einmaligen Bekanntheitsgrad.
„Bezzer Weezer“ gaben dem Publikum den erhofften 90er-Sound, spielten bewusst nur eine Handvoll „neuere“ Songs, die spätestens auf dem dritten (grünen) Album der Band von 2001 zu finden waren. Ausgespart blieben damit Weezers Ausflüge in Pop-Punk, Glam-Metal und Elektro-Pop.
Das Quartett – unterstützt von der punkig aufgedrehten Vorband Neon Bone – schaffte es, durch diese kluge Entscheidung dem Publikum einen Abend wie aus der Zeitkapsel zu bieten. Zum Gelingen trug auch das druckvolle Spiel der Musiker bei. Und auch wenn optisch lediglich der Blitz auf dem Gitarrengurt von Sänger Pudl an Weezer erinnerte, so konnte ein gealtertes Kind der 90er bei Songs wie „My Name is Jonas“ und „Say it ain’t so“ inmitten der Euphorie die Augen zukneifen und sich vorstellen, mit den jungen Weezer-Burschen auf einer College-Party gelandet zu sein. Dieses Kunststück hat vielleicht eine Tribute-Band im Loch besser drauf als das Original im großen Stadion.