Wuppertal im Standortwettbewerb: Mittlerer Platz, schwache Dynamik

Die Schweizer Prognos AG hat Wuppertals Standortqualitäten bewertet. Die Stadt belegt im Vergleich mit anderen Städten einen mittleren Platz. Doch bei den Voraussetzungen für Verbesserungen sehen die Forscher schwarz.

Wuppertal. Die Stadt Wuppertal steht vor erheblichen Herausforderungen und muss im deutschen Standortwettbewerb noch gewaltige Anstrengungen meistern, um diesen für sich entscheiden zu können. Das ist die Aussage einer Sonderauswertung, die die Schweizer Prognos AG im Auftrag der Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) erstellt hat.

Das Unternehmen Prognos bewertete für den sogenannten Zukunftsatlas 2010 die wirtschaftliche und demografische Zukunftsfähigkeit der 412 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte. Auf Einladung der WfW erläuterte Olaf Arndt von Prognos im Intercity-Hotel die Ergebnisse des Zukunftsatlas für Wuppertal.

Die gute Nachricht: Im Vergleich zu 2007 — zu diesem Zeitpunkt war der jüngste Zukunftsatlas erschienen — hat sich Wuppertal um 36 Plätze verbessert. Nun belegt die Stadt im Gesamtranking Platz 294. Die Aufholjagd hat also begonnen und es wird spannend, zu welchem Ergebnis sie führt.

Nur zum Vergleich: Solingen belegt im Ranking Platz 297, Remscheid 286 und der Kreis Mettmann einen sehr guten 93. Platz. Bei genauerer Betrachtung hat Wuppertal in den nächsten Jahren jedoch erhebliche Probleme zu lösen: Während die Stadt im Stärkerang auf 264 liegt, kann sie bei der Dynamik nur Rang 350 erringen. „Da sind nicht mehr viele Regionen hinter Wuppertal, was die Dynamik betrifft“, machte Arndt den Ernst der Lage deutlich.

Im Themenfeld Wohlstand und soziale Lage liegt sie auf Platz 337, bei Wettbewerb und Innovation auf dem 254. Platz. Der Arbeitsmarkt wird mit Rang 309 eher schlecht bewertet. Die beste Platzierung macht Wuppertal bei der Demografie: Rang 152 ist auch der Bergischen Universität geschuldet, die viele junge Menschen in die Stadt holt.

In der Summe befindet sich Wuppertal zusammen mit Duisburg, Dortmund, Bremen oder aber dem Umland von Hannover in einer Region mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko-Mix“. Diese Einstufung hat Prognos vorgenommen.

Erneut zum Vergleich: Düsseldorf hat nach dieser Einstufung sehr hohe Zukunftschancen, Köln hohe Zukunftschancen und der Kreis Mettmann Zukunftschancen. Krefeld hat Zukunftsrisiken, Bremerhaven hohe Zukunftsrisiken und Nordvorpommern sehr hohe Zukunftsrisiken.

Wuppertal liegt also im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld, wenn auch im unteren. Die großen Defizite der Stadt laut Prognos: Die geringe Wachstumsdynamik und die unterdurchschnittliche Arbeitsplatzdichte bedeuten, dass sich die ungünstige Arbeitsmarktsituation weiter zuspitzen wird (Rang 365). Zudem ist der Anteil der Hochqualifizierten bei den Beschäftigten zu gering. Der Dienstleistungssektor weist eine zu geringe Veränderung auf (Rang 302) und das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes ist laut Prognos ebenfalls zu gering (Rang 349).

Zudem moniert Prognos, dass die Investitionen in der Industrie zu niedrig sind, die hohe Schuldenbelastung die kommunale Handlungsfähigkeit einschränkt, zu viele Bewohner Hartz-IV erhalten und zu wenige Unternehmen in der Stadt gegründet werden.

Um den Trend umzukehren, empfiehlt das Beratungsunternehmen eine klare Zukunftstrategie zu entwerfen. Dies sei Aufgabe der Stadt, die diesen „komplexen Prozess“ steuern müsse. Aber: Der Trend werde sich erst in etwa 15 Jahren umkehren.