Wuppertal-Katernberg Kritik an Situation für Fußgänger am Lidl an Nevigeser Straße
Katernberg · Die Verkehrssituation am neuen Lidl-Discounter ruft Kritik des Fachverbands für Fußverkehr hervor: Für Fußgänger bleibt wenig Platz.
Die Eröffnung des Lidl-Marktes an der Nevigeser Straße Anfang April ist sicherlich ein wichtiger Faktor für die Nahversorgung im Stadtteil. Doch der Einmündungsbereich der Zufahrt zum Supermarkt, vornehmlich der wegen des Supermarktes angelegte Fußgängerüberweg mit Ampel und Verkehrsinsel gibt Anlass zur Kritik.
Die hat Wolfhardt Winkelströter, Mitglied bei Fuss (Fachverband Fußverkehr Deutschland), in einer mit zahlreichen Fotos unterlegten acht Punkte betragenden Mängelliste zusammengefasst und an die Bezirksvertretung unter der Leitung von Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert weitergeleitet.
„Die aufgeführten Punkte widersprechen dem neuen Selbstverständnis als fußgänger- und radfahrfreundliche Stadt“, so der Vorwurf von Winkelströter. So weist er auf den auf 150 Zentimeter Breite reduzierten Gehweg auf der rechten Seite abwärts hin, der durch einen Ampelmast noch auf 60 und 90 Zentimeter geteilt worden sei. „Das war ursprünglich mal ein 350 Zentimeter breiter Bürgersteig“, erklärt Thorsten Niebuhr, der Ortsverbandssprecher von Fuss.
„Eine solche Enge ist selbst in Nicht-Corona-Zeiten nicht zu vertreten“, moniert Winkelströter. „Das widerspricht allen Vorgaben, die die Stadt sonst für die Breite von Bürgersteigen vorgibt.“ Er kritisiert außerdem: „Durch das Aufspalten der abwärts führenden Spur in Geradeaus- und Linksabbiegerspur kommen sich LKW-, PKW-Verkehr und wartende Fußgänger gefährlich nahe.“
Verbreiterung des Gehwegs dringend angemahnt
Außerdem weist der Beschwerdeführer darauf hin, dass die 60 Zentimeter („Nur eine Schulterbreite“) hinter dem Ampelmast für Kinderwagen oder Rollstuhl- und Rollatorfahrer kaum zu passieren sind.
Hier machte die beim Ortstermin anwesende Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert den Vorschlag, den Fußweg zulasten des dahinter liegenden Grünstreifens zu verbreitern.
Auch der Bürgersteig auf der gegenüberliegenden Seite, den die von Lidl kommenden Kunden mit möglichweise an beiden Händen getragenen Einkaufstaschen bergauf nutzen, hat laut Beschwerde nur eine Breite von 120 Zentimetern.
Auf der 240 Zentimeter breiten Verkehrsinsel befürchtet Winkelströter Aufenthalte von Fußgängern, darunter Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen oder an der Hand geführten kleinen Kindern. „An denen fließt der Verkehr auf beiden Seiten teilweise mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Da entsteht ein Angstraum“, so Winkelströter. Beim Ortstermin stellte sich jedoch heraus, dass die Grünphase der Fußgängerampel ausreicht, um beide Fahrbahnteile zu überqueren.
Zu den aufgeführten Mängeln gehört auch, dass die Bürgersteige an diversen Stellen so hohe Kanten aufweisen, dass sie für Rollstuhlfahrer unüberwindliche Hindernisse darstellen. „Das schildert Leserin Clara Nörling in einer Mail an die Redaktion und beanstandet: „Im Jahre 2020 einen Fußgängerüberweg zu bauen, der es Menschen mit einer körperlichen Behinderung nicht ermöglicht, diesen sicher und gleichberechtigt nutzen zu können, übermittelt ein Zeichen von Ungleichstellung und Diskriminierung.“
„Die Dokumentation von Herrn Winkelströter haben wir an die Verwaltung weitergeleitet“, so Gabriela Ebert. Und eine Anfrage bei Michael Telian im Büro des Oberbürgermeisters Andreas Mucke ergab, dass man dort die Kritikpunkte, die sich aus den Bauten am Einmündungsbereich ergeben haben, durchaus zur Kenntnis genommen hat. „Wir werden einen Ortstermin wahrnehmen und danach noch an einigen Stellschrauben drehen“, verspricht Michael Telian.
Die gleichzeitige Befürchtung Winkelströters, dass den Kindern aus der Grundschule Kruppstraße auf ihrem Weg zur neben Lidl gebauten neuen Sporthalle am neuen Übergang Gefahr drohen könnte, zerstreut unterdessen Schulleiter Holger Schwaner im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir werden den Überweg weiter unten an der Haltestelle Kuckelsberg benutzen. Nach Rücksprache mit dem Oberbürgermeister ist sichergestellt, dass da eine Grünphase ausreicht, dass eine ganze Klasse sicher über die Nevigeser Straße kommt.“