Wirtschaft Wuppertal: Laut IHK-Umfrage ist Geschäftslage fast auf Vor-Corona-Niveau
Wuppertal · Die Bergische Wirtschaft schöpft etwas Hoffnung.
Fachkräftemangel und hohe Energiepreise: Diese Themen machen der Bergischen Wirtschaft Sorgen. Dennoch schöpfen die Unternehmen ein bisschen Hoffnung. Die Geschäftslage ist auf einem ähnlichen Niveau wie kurz vor der Corona-Pandemie (an der Umfrage der Industrie- und Handelskammer haben 540 Unternehmen mit 27 300 Beschäftigten teilgenommen). „Es gibt Licht und Schatten“, sagt IHK-Präsident Henner Pasch. Die Belastungen und die Hoffnung sind in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich groß.
Schwierig ist die Situation im Einzelhandel. „Er ist unser Sorgenkind, sowohl durch Einzelschicksale als auch in Summe“, so Henner Pasch. Die Entwicklung in den Innenstädten sei problematisch durch die Konkurrenz des Online-Handels, Baustellen und eine geringe Nachfrage der Kunden. Nur 16 Prozent der befragten Einzelhändler rechnen damit, dass sich ihre Situation in diesem Jahr noch verbessert.
Die Industrie, insbesondere die energieintensive Produktion, bewegt bereits der nächste Winter. Es ist unklar, wie es im Krieg gegen die Ukraine weitergeht – und wie sich somit die Verfügbarkeit und Preise der Energie entwickeln. Die Verkehrsbranche muss sich damit beschäftigen, welche Investitionen nötig sind, um Flotten zu elektrifizieren. Außerdem fehlen Fahrer. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Groß- und Einzelhandel, wenn Waren auf der Strecke bleiben. Weniger Sorgenfalten mache die Dienstleistungsbranche.
Insgesamt beurteilen 28 Prozent der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck ihre Geschäftslage derzeit als gut, 56 Prozent als befriedigen und 16 Prozent als schlecht. Ein Blick in die Zukunft: In den nächsten zwölf Monaten rechnen 37 Prozent mit einem geringeren Betriebsergebnis, 17 Prozent mit einem höheren und 46 Prozent mit einem gleichbleibenden.
Konsumenten halten sich zurück
– mit Folgen für die Wirtschaft
Dass die Lage nicht besser ist, liegt unter anderem daran, dass der private Konsum dramatisch eingebrochen sei, sagt Henner Pasch. „Durch die hohe Inflation sind die Realeinkommen so stark gefallen wie seit Jahren nicht mehr“, außerdem wüssten viele Eigentümer, dass mit der Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf beispielsweise Wärmepumpen in den nächsten Jahren große Investitionen auf sie zukommen. „Da überlegen die Menschen schon, wie sie das finanzieren werden“, und andere Anschaffungen würden zurückgestellt oder ganz gestrichen.
Henner Pasch befürchtet, dass die erheblichen Herausforderungen der Wirtschaft nicht ernst genug genommen werden, solange die Arbeitslosenzahlen nicht deutlich steigen. „Das ist für viele der Indikator, dass doch alles gut ist. Ist es nicht. Wir brauchen neue Indikatoren, wie wir den konjunkturellen Fortschritt bewerten, und da ist der Fachkräftemangel ganz wesentlich.“