Wuppertaler Auslese Wuppertaler Autor und Dozent Matthias Rürup: Zwischen Poesie und Arbeitswelt – Einblicke in Lyrik und Lebenswege

Wuppertal · Sich mit Worten befreien: Der Wuppertaler Dozent und Autor Matthias Rürup bringt seine Erfahrungen in Gedichten zum Ausdruck.

Matthias Rürup, Dozent, Autor und Leiter des Vereins Literaturhaus Wuppertal, war zu Gast im WZ-Podcast.

Foto: Andreas Fischer

„Es gilt das gebrochene Wort.“ So steigt Matthias Rürup in seinen neuen Gedichtband unter dem Titel „ernstHaft – Finde den Fehler“ ein. Das Buch erscheint am Montag. Umfasst von einem tiefschwarzen Einband, beschreibt der Wuppertaler in 99 Gedichten unter anderem den Wechsel von Gefühlszuständen, Euphorie, die der Müdigkeit weicht, wie in „Wie Ebbe und Flut sein“. Es geht um Schuld, aber auch ums Verzeihen, es geht ums Schweigen, das vielleicht die bessere Wahl scheint, wenn man merkt, dass man Worte verwendet, die zum falschen Zeitpunkt kommen.

In der Wuppertaler Auslese, dem Literaturpodcast der WZ, hat der 52-Jährige über seine Arbeit gesprochen, die sich zum Großteil der Literatur, aber auch der Bildung widmet. Geboren in Halle an der Saale, studierte Matthias Rürup Erziehungswissenschaften in Erfurt. Seit 2007 ist er am Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität tätig und leitet seit drei Jahren den Verein „Literaturhaus Wuppertal“.

Neben wissenschaftlichen Publikationen ist Lyrik das Genre seiner Wahl. „Gedichte komprimieren Geschichten und sind eine Möglichkeit des Meditierens. Eintauchen in eine Erfahrung, ein Gefühl, das ich habe, aber noch nie dafür die Worte hatte“, erklärt er. Und sie nehmen Kontakt auf zum Leser, gehen mit ihm auf die Reise. „Ich schreibe kein Tagebuch, das nur für mich ist, das niemand sehen soll und das verbrannt wird, wenn ich sterbe. Ich möchte über das Schreiben kommunizieren, deshalb bin ich ständig auf der Suche nach Gedanken, Zeilen und Worten, die mir etwas sagen, aber mit denen ich auch im Namen von anderen sprechen kann.“ Und so bewahrt er Gedanken, die wie Schnee umherwirbeln, beschreibt Rürup den Prozess im Gedicht „Es arbeitet“: „Sie drehen sich ohne Sinn, Flocken prekärer Substanz, und trüben dir deine Sicht.“

Viel Persönlichkeit enthält auch sein 2022 im Geest-Verlag erschienener Band „Chefchen – eine Höllenfahrt“. Darin befasst er sich mit der Frage, was es bedeutet, beruflich im Mittelmanagement zu arbeiten, zwischen oben und unten zu sein. Einerseits habe er dies eine Zeit lang als Abstieg in die Hölle empfunden, „als Ausdruck von Wut und Verzweiflung, ein Depressivwerden über das Eingebundensein in Strukturen, die man nicht ändern kann.“ Andererseits war es auch der Versuch, sich mit Hilfe von Therapie daraus zu befreien: „Wie finde ich eine Haltung in unserem heutigen Leben zu dieser Arbeitswelt, mit dem Anspruch, etwas leisten zu wollen, das mich nicht kaputtmacht?“

Dass er es nach außen tragen konnte, dass es ihm nicht unangenehm gewesen sei, „mich dazu zu bekennen, dass ich Hilfe brauche“, war auch der Möglichkeit der Publikation geschuldet: „Für Lyrik gibt es kaum einen Markt und Verlage, die das Genre berücksichtigen. Also habe ich zuerst viel online veröffentlicht und Zeitschriften gesucht, bis es mir nach einigen Jahren gelungen ist, auch Verlagsveröffentlichungen zu bekommen.“ Oder, wie es in seinem Gedicht „Kämpfen müssen“ heißt: „Und ich weiß es ja, ich sollte kämpfen. Nicht schon jetzt die Waffen strecken, sondern erst, wenn es nicht anders geht. Würde ungenutzt die Chancen vernichten, die es gibt. Denn Chancen wären immer da, für den, der sich bemüht.“ Über seine Arbeit als Dozent, warum Schule weniger Druck braucht und wie der ehrenamtliche Verein Literaturhaus Wuppertal aus der Raumnot eine Tugend gemacht hat, erzählt Matthias Rürup im Podcast „Wuppertaler Auslese“. Er ist überall erhältlich, wo es Podcasts gibt.

Matthias Rürup. ernstHaft – Finde den Fehler. Gedichte. Books on Demand, Norderstedt, 2024, 118 Seiten, 10 Euro. Erhältlich auch als E-Book (4,99 Euro).